De Mos kurz vor dem Sturz?

■ „Es wird nie was aus diesem Club.“ / „Spiegel“-Artikel über Trainer-Frust sorgt für Wirbel bei Werder / Der Verein will nun einen Anwalt einschalten / Wenn die Sprüche stimmen, dann wird es eng / Notfalls entscheidet das Gericht.

Es wird eng für Aad de Mos. Seit der Vorab-Meldung des „Spiegel“, der Werder-Traier habe nach dem Spiel gegen Eindhoven bei einer feucht-fröhlichen Runde mit der holländischen Mannschaft und einigen Journalisten seinen ganzen Frust über Bremen herausgelassen, gerät de Mos vereinsintern immer mehr unter Druck. Morgen will Werder einen Anwalt einschalten. Der soll eine gerichtsfeste Klärung der Affäre herbeiführen. Aad de Mos bestreitet die zitierten Äußerungen, der „Spiegel“ jedoch – so der Tenor des Artikels – scheint mit den beiden journalistischen Ohrenzeugen geredet zu haben. und die bleiben bei ihren Aussagen. Einem der Journalisten waren , laut „Spiegel“, die de Mos-Srüche „so wahnsinnig“ vorgekommen, daß er sich vorsichtshalber noch einmal mit dem Werder-Trainer für den folgenden Tag verabredet habe. Doch da habe de Mos seine Äußerungen nur noch einmel wiederholt.

Wenn diese Widersprüche bestehen bleiben, dann, so Werder-Manager Willi Lemke, soll es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen. „Dann wird man sehen, wer dann obsiegt.“ Konkret heißt das: Werder macht die Trainerfrage von einem Richterspruch abhängig. Dabei hatten die chronische Erfolglosigkeit hatte schon vor Wochen zu einer Kontroverse im Werder-Präsidium geführt, die vorerst für die Option „Halten“ ausgegangen war. Ob diese Entscheidung noch einmal wiederholt werden kann, das erscheint immer unwahrscheinlicher.

Was der „Spiegel“ in seiner heutigen Ausgabe berichtet, das ist schon einigermaßen haarsträubend. Nach dem Europapokal-Spiel habe die Eindhovener Mannschaft ihr Weiterkommen gefeiert, und zwar in „Jimmy's Bar“ im Marriot-Hotel. Dort sei gegen Mitternacht Aad de Mos aufgetaucht – kein Wunder, schließlich war de Mos über ein Jahr lang Trainer in Eindho-ven, und außerdem residiert der Bremer Übungsleiter mit erstem Wohnsitz in Eindhoven seit dem Sommer im Marriot (wie übrigens auch die beiden beziehungsgeschädigten Spieler Borowka und Basler). Zu vorgerückter Stunde, so der „Spiegel“, soll de Mos dann der Mund übergelaufen sein. Kostproben: „Es wird nie was aus diesem Club“. Werder habe zwar ganz respektabel gegen Eindhoven gespielt, aber das sei eher ein „einmaliger Vorgang. Das können die kein zweites Mal leisten“. Er wolle Werder so schnell wie möglich verlassen, um bei einem „echten Fußballclub“ zu arbeiten, „ohne Intrigen und das große Geld, aber dafür aber mit guten Menschen und Fußballherz.“ Gegen drei Uhr morgens dann: „Es ist hundert Prozent sicher: Deutschland ist vorbei, ich habe nichts zu suchen in diesem erstarrten Fußballand.“

Auch wenn zumindest die letzte Einsicht für viele Beobachter der Bundesliga durchaus nachvollziehbar ist – Der „Spiegel“ bietet Stoff genug, den Werder-Oberen Sor-gen-falten in die Stirn zu knittern. „Die Wahrheit muß auf den Tisch“, meinte gestern Werder-Manager Willi Lemke zur taz. Er habe mit Aad de Mos telefoniert, und der habe alle Äußerungen bestritten. Lemke: „Er hat gesagt, das sei eine Intrige von Journalisten, die noch alte Rechnungen offen hätten.“ In so einer Situation sei es klar, daß sich der Verein vor seinen Arbeitnehmer stelle.

Nun soll der Vereins-Anwalt Burghardt Plenge Licht ins Dunkel sich widersprechender Aussagen bringen. Werder-Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer: „Wenn die Zitate nicht stimmen, dann erwarten wir von unserem Angestellten, daß er eine Klage einreicht. Dann werden wir sehen, wer die Wahrheit gesagt hat.“ Willi Lemke: „Wenn er das gesagt hat, dann ist die Lage sehr ernst. Gottseidank sind wir nicht unter zeitlichem Druck.“

Daß de Mos auch in der Vereinsführung nicht unumstritten ist, das wurde schon vor Wochen klar. Da war der Vize Fischer von dem Trainer abgerückt. Während Lemke und Präsident Böhmert noch verkündet hatten, ein Trainerwechsel sei „kein Thema“, hatte Fischer auf Nachfra-gen nur mit einem unwirschen „dazu sag' ich nichts“ geantwortet.

Und die Presse des Holländers ist verheerend. „Sport-Bild“ hat in der letzten Ausgabe gleich eine ganze Reihe von trainerischen und menschlichen Fehlleistungen aufgelistet, die ein erschreckendes Bild auf den Zustand der Mannschaft werfen. Beim 2:2 gegen Dortmund habe de Mos eine Anweisung auf's Feld gerufen, woraufhin der notorisch loyale Dieter Eilts wutentbrannt „Halt die Fresse“ zurückgebrüllt haben soll. Und als vor dem Spiel gegen Stuttgart Junior Baiano die Taktiksitzung verschlafen habe, da soll er von de Mos derart vor versammelter Mannschaft zusammengestaucht worden sein, daß der Spieler „wie ein kleines Kind“ geheult habe und lange nicht zu beruhigen gewesen sei. Überschrift der „Sport-Bild“: Aad de Mos – Werder Bremen: Das große Mißverständnis. J.G. F: Vankann