Mein Lieblingsbild: Museumsaufseher geben Auskunft (1) Herr Barro und die „Papageienallee“

Im Winter, sagt Harald Barro, ist ihm die „Papageienallee“ besonders wertvoll. Denn der Winter ist Herrn Barros Sache nicht. „Ich bin für die Wärme, für den Sommer“; und die „Papageienallee“, die Max Liebermann 1902 in Amsterdam malte, ist eben „ein richtiges Sommerbild“. Barro muß es wissen: Seit 1986 ist der ehemalige AG-Weser-Schweißer Aufseher in der Bremer Kunsthalle; seither hat er „so manche Stunde vor dem Bild verbracht“. Er hat entdeckt, „wie man die Sonne nicht sieht und doch sieht“.

Zum Beispiel hier, wo das Licht durch das Blätterdach auf den Weg fällt, in hellen Farbtupfern – „das hat er ganz toll hingekriegt“. Eine herrliche Atmosphäre. Und dann die Leute auf dem Bild. „Die Damen mit ihren hellen Kleidern“, alles wunderbar leicht und impressionistisch hingepinselt. „Und die Gesichter kann man trotzdem erkennen“ – auch nicht unwichtig, findet Herr Barro. „Ich hab' ja viel übrig für das Fotografische.“ Daher auch sein Trick: Manchmal stellt sich der Aufseher ein paar Meter entfernt vom Bild auf, formt seine Faust zu einer Art Fernrohr und schaut hindurch, auf die Papageienallee. Wie extra leuchtend dann die Farben erscheinen, wie klar die Details!

Jetzt hängt der Liebermann erstmal in der Sonderschau der Kunsthalle. Und Herr Barro sitzt im Sonderkassenhäuschen – vor der Kunsthalle. Mitten im Winter. Aber es gibt's ne Heizung, und Kaffee, na klar. Und wenigstens ab und zu wird er sich auch am Anblick der sommerlichen Papageienalle wärmen können.tw/Foto: Karsten Joost