Wenn bei Capri der Strand im Meer versinkt

■ UNO-Dokument macht Menschen für Meeresspiegel- und Temperaturanstieg verantwortlich. Rasanteste Erwärmung seit mindestens 10.000 Jahren

Berlin (taz) –VertreterInnen von 120 Ländern haben es am Wochenende in Rom unterschrieben: Der Klimawandel wird auch durch menschliche Aktivitäten verursacht. Was inzwischen fast jedem Kind klar ist, hat damit auch offizielle UNO-Weihen. „Mit diesen Papieren können wir jetzt Politik machen“, stellt WWF-Klimareferent Stephan Singer befriedigt fest.

In langer Diskussion haben WissenschaftlerInnen aus aller Welt auf tausenden von Seiten zusammengeschrieben, was sie über die Ursachen des Klimawandels wissen und welche Prognosen sie der Erde geben. Zwar durften bei der Formulierung der Zusammenfassung PolitikerInnen mitwirken – insbesondere die USA, Saudi Arabien, Venezuela und Kuwait versuchten dabei wie üblich, die Formulierungen aufzuweichen. Doch gegen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der weltweit wichtigsten Meteorologen läßt sich schwer argumentieren.

Die Atmosphäre hat sich im letzten Jahrhundert bereits um 0,3 bis 0,6 Grad erwärmt. Auch der Meeresspiegel ist in dieser Zeit bereits um 10 bis 25 Zentimeter angestiegen. Die CO2-Konzentration hat sich seit Beginn der Industrialisierung um 30 Prozent erhöht; Methan hat sogar um 145 Prozent zugenommen, stellen die WissenschaftlerInnen fest. Bei den Prognosen haben sie verschiedene Szenarien kombiniert. Sie sind sich einig, daß im besten Fall bis zum Jahr 2100 die Durchschnittstemperatur um ein Grad wächst. Wenn sich die Dinge hingegen besonders ungünstig entwickeln, ist es dann 3,5 Grad wärmer als heute. „In jedem Fall ist die durchschnittliche Erwärmungsrate wahrscheinlich höher als je zuvor in den letzten 10.000 Jahren“, heißt es in dem Papier. Der Meeresspiegel wird zwischen 15 und 95 Zentimetern ansteigen, sind sich die ForscherInnen einig. Nicht nur die Heimat hunderttausender Menschen im Pazifik ist damit bedroht. Auch zehn Prozent der italienischen Küstenfläche könnte im Meer versinken, warnten Forscher in Rom – und versuchten so, den HauptverursacherInnen in den Industrieländern die Dramatik der Situation näherzubringen. aje