Kompromiß für Filmakademie liegt auf dem Tisch

■ SFB will das Deutschlandhaus im Sommer verkaufen. SPD schlägt Kompromiß für Verbleib der Filmakademie vor. Sender schiebt Schwarzen Peter dem Senat zu

Das Deutschlandhaus am Theodor-Heuss-Platz soll zum 1. Juli kommenden Jahres verkauft werden. Als Interessent habe man ein Unternehmen aus der Privatwirtschaft gewonnen, erklärte gestern SFB-Sprecher Thomas Strätling. Über weitere Details, etwa zur Höhe des Kaufpreises, wollte er sich nicht äußern.

Beim Chef der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB), Reinhard Hauff, löste die Ankündigung keine Überraschung aus: „Diese Behauptung kenne ich seit Jahren.“ Die alteingesessene Institution ist wie die Stiftung Kinemathek Mieter in dem Deutschlandhaus und müßte möglicherweise ausziehen. Ein Umzug für drei Jahre würde den Senat mit etwa einer Millionen Mark belasten. Die bisherigen Planungen sehen vor, daß beide Institutionen ihren neuen Sitz 1999 in dem dann fertiggestellten Sony- Gebäude am Potsdamer Platz finden.

Nach Angaben von Hauff war mit dem SFB bereits über eine Verlängerung des zum Jahresende auslaufenden Mietvertrages Einigkeit erzielt worden. Dieser sollte bis 1999 laufen – zu erheblich günstigeren Konditionen. Statt bisher 50 Mark wurden nur noch 22 Mark pro Quadratmeter veranschlagt. Denn in vergleichbarer Lage sollen gegenwärtig nicht mehr als 30 Mark für Büroräume gezahlt werden. „Dann kam uns der Verwaltungsrat dazwischen“, erklärt Hauff. Das Gremium des SFB hatte nämlich auf seiner vorletzten Sitzung im November einmütig signalisiert, daß es einer solchen Mietvertragsverlängerung nicht zustimmen könne. Von 20 Millionen Mark war die Rede, die eine Instandhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes in den nächsten Jahren verschlingen würde. Geld, das der marode Sender nicht habe, dessen Gesamtdefizit im kommenden Jahr auf 160 Millionen Mark klettern wird – allein der Haushalt 96 weist eine Lücke von rund 10 Millionen Mark auf. Daher habe der schnellstmögliche Verkauf oberste Priorität, so der der Verwaltungsrat. Diese Maßgabe versteht auch Hauff. Nur glaubt er nicht, daß sich das in den zwanziger Jahren gebaute Haus zur Zeit überhaupt verkaufen läßt. „Vielleicht in vier, fünf Jahren.“ Der Immobilienmarkt sei in den letzten Jahren völlig zusammengebrochen, nicht umsonst stünden über eine Million Quadratmeter Bürofläche in der Stadt leer.

„Unsere Aufgabe ist es doch nicht“, sagt SFB-Sprecher Strätling, „hier andere Kultureinrichtungen mit zu finanzieren. Das versteht auch der Gebührenzahler nicht.“ Vielmehr sei dies Sache des Senats. Und der habe geschlafen. „Am 17. Mai haben wir“, sagt Strätling, „dem Senat das Deutschlandhaus zum Kauf angeboten.“

Das Thema stand jedenfalls auf der Sitzung des 31köpfigen Rundfunkrates, der gestern abend über den SFB-Haushalt 1996 debattieren wollte. Eine Entscheidung der bei Redaktionsschluß andauernden Sitzung stand dabei nicht an. Allerdings wurden klärende Worte von Intendant Wolf von Lojewski und Verwaltungsdirektor Dirk Jens Rennefeld erwartet. Die Rundfunkräte Alice Ströver (Bündnisgrüne) und Christian Kneisel (Akademie der Künste) hatten vor der Sitzung versichert, sich für einen weiteren Verbleib der DFFB im Deutschlandhaus einzusetzen.

Helmut Fechner, der die SPD im Rundfunkrat vertritt, kann sich einen Kompromiß vorstellen: Das Haus wird verkauft, der Käufer erhält die Auflage, Film- und Fernsehakademie sowie Stiftung Kinemathek bis zu ihrem Umzug an den Potsdamer Platz nicht vor die Tür zu setzen. Christoph Oellers