Goldene Händchen

■ Südkoreas Handballfrauen holen den WM-Titel, das deutsche Team freut sich über die Olympiaqualifikation

Berlin (taz/dpa) – Gewaltig war die Erleichterung der deutschen Handballerinnen nach dem Ende der Weltmeisterschaften in Österreich und Ungarn. Sie selbst hatten durch ein 26:22 gegen Rußland Platz fünf und damit doch noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta geschafft, und Weltmeister waren jene Südkoreanerinnen geworden, gegen die die Titelverteidigerinnen schon in der Vorrunde verloren hatten und später im Viertelfinale ausgeschieden waren.

Bei diesem Spiel hatte Coach Ekke Hoffmann noch von zwei gleichwertigen Teams gesprochen, nach den glanzvollen Darbietungen der trickreichen und schnellen Asiatinnen im Halbfinale gegen Europameister Dänemark (33:31) und im Endspiel gegen Ungarn (25:20) klang das ganz anders. „Das ist schon eine Ausnahmemannschaft, mit der wir zur Zeit nicht mithalten können“, sagte Hoffmann, „die spielen ihr Tempo, egal, wie es steht. Wenn der Motor läuft, dann läuft er.“

Das Lob für Südkorea war einhellig. „Die stärkste Formation, technisch auf höchstem Niveau, am kreativsten – ein verdienter Titelträger“, schwärmte Arno Ehret, der DHB-Sportdirektor und Männer-Bundestrainer. Die Südkoreanerinnen, die in acht Spielen acht Siege schafften, spielten für ihn den dynamischsten und schnellsten Ball. Ungarns Coach, der 61jährige Laurencz Laszlo, erkannte die Überlegenheit der Finalgegnerinnen ohne weiteres an und war sehr glücklich über den zweiten Platz, nachdem sein Team 1993 in Norwegen nur Rang sieben belegt hatte: „Die beste Mannschaft hat den Titel gewonnen. Ich bin nicht enttäuscht, aber doppelt so alt geworden.“

Südkorea war vor zwei Jahren sogar nur auf dem elften Platz gelandet, das beste WM-Resultat bisher war Rang sechs. Seit sie 1988 im eigenen Land sensationell den Olympiasieg holten, zählte für die Südkoreanerinnen einzig olympisches Gold. Solches gewannen sie auch 1992 in Barcelona, nachdem sie im Halbfinale – äußerst knapp mit 26:25 – das deutsche Team und im Endspiel mit 28:21 Norwegen bezwungen hatten. 1996 stehen nun wieder Olympische Spiele an, und auf dem Weg dorthin nahm Südkorea quasi en passant den WM-Titel mit, den die Spielerinnen ausgelassen, fröhlich und mit viel Sekt feierten. Seit März hat der Verband das Team in einem Trainingslager zusammengezogen, da verwundert es kaum, wie harmonisch Kombinationsspiel, Abwehr und Angriff funktionieren. Der Preis für den intensiven Drill scheint hoch zu sein. Obwohl es in Südkorea lediglich 5.200 Handballerinnen und Handballer gibt – bei den Frauen bilden sieben Firmenteams die Elite – wird die Auswahl ständig umgekrempelt. Aus dem Barcelona-Team, das mit einem Durchschnittsalter von 21,1 Jahren das jüngste des ganzen Turniers war, sind nur noch fünf Spielerinnen dabei. „Die Neuen sind jünger und kampfstärker“, sagt Trainer Hyung-Kyan Chung. Und auch das aktuelle Team mit einem Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren soll für die WM 1997 in Deutschland schon wieder zur Hälfte verändert werden. Zuvor, so wünscht es sich der Coach, möge es aber noch den dritten Olympiasieg in Folge geben. „In Atlanta wollen wir wieder Gold holen“, sagt Hyung-Kyan Chung, „eigentlich könnten wir von Wien gleich nach Atlanta fliegen.“

Daß es ganz so schnell nicht geht, freut vor allem Ekke Hoffmann, der für die WM-Vorbereitung nur zwölf Tage hatte. Mit etwas mehr Zeit soll in Atlanta auf jeden Fall eine Medaille herausspringen, und nicht nur die beste Torschützin Bianca Urbanke („Bei einer anderen Auslosung hätten wir auch hier schon weiter kommen können“) hofft, daß Südkorea diesmal erst im Finale wartet. Matti