■ Zum Beginn der Koalitionsrunde
: Aufgeblasene Giftliste

Die Koalitionsverhandlungen hatten noch gar nicht begonnen, da wurden sie schon spannend. Die SPD-Delegierten beschlossen am Freitag, wen die CDU zum Senator machen darf – besser: nicht machen darf –, nämlich den innenpolitischen Scharfmacher Heckelmann. Und die CDU kramte Papiere mit Verkehrsplanungen aus den fünfziger Jahren und reaktionären Vorstellungen über Ausländer- und Sicherheitspolitik hervor.

Als taktisch höchst ungeschickt erweist sich der Beschluß des SPD-Parteitages zu Innensenator Heckelmann. Denn entweder darf Diepgen jetzt ebenfalls beim Regierungspersonal der SPD herumfuhrwerken, oder er kann für Heckelmanns Abgang oder Ressortwechsel wichtige Zugeständnisse aushandeln. Und bei dem CDU-Strategiepapier handelt es sich um einen aufgeblasenen Wunschzettel ans Christkind, bei dem die Verfasser schon vorher wissen, daß ihnen der Weihnachtsmann vieles nicht erfüllen wird. Beide Seiten versuchen, den Preis für die Große Koalition von vornherein hochzutreiben, um am Ende wenigstens irgend etwas durchzusetzen. So deutet sich schon vor den Koalitionsverhandlungen an, daß CDU und SPD trotz aller anderslautender Absichtserklärungen eben doch so weitermachen werden wie bisher – bis auf eines: Weil Berlin finanziell schlechter dasteht als vor fünf Jahren, wird die Große Koalition mehr soziale und kulturelle Angebote streichen denn je. Genosse Mehltau, machen Sie weiter! Dirk Wildt