: BP fördert Erdgas im algerischen Wüstenfort
■ Vertragsabschluß trotz Bürgerkriegs: Gasvorkommen für 20 bis 30 Jahre
Berlin (taz) – Mitten in der Wüste, umgeben von drei elektrischen Zäunen, bewacht von automatischen Kameras und einer Dobermannstaffel, umzingelt von sechs Einheiten der Armee – unter diesen Umständen fördern 700 ausländische Techniker in Algerien Öl und Erdgas. Nächstes Jahr werden 25 Mitarbeiter von „British Petroleum“ (BP) dazukommen, denn nach zweijährigen Verhandlungen stehen der drittgrößte Ölkonzern der Welt und die staatliche algerische Ölfirma „Sonatrach“ vor einem Vertragsabschluß – ungeachtet des algerischen Bürgerkriegs.
„Ich kann bestätigen, daß wir kurz vor der Unterzeichnung stehen. Es ist nur noch eine Frage von Tagen“, erklärte am Montag ein BP-Sprecher. Laut Vertragsentwurf soll BP in der Region Ain Salah, 1.200 Kilometer südlich von Algier, Gasfelder erschließen. Bis Ende 1988 werden Spezialisten des Konzerns in der Region von etwa der Größe der neuen Bundesländer seismische Untersuchungen und Probebohrungen machen. Kosten für BP: 100 Million US-Dollar. Für die Fortführung des Projekts werden dann 3,5 Milliarden Dollar veranschlagt, davon eine Milliarde für den Bau einer 520 Kilometer langen Pipeline für den Transport des Gases in den Norden des Landes. BP soll 65 Prozent dieser Kosten tragen, Sonatrach den Rest. Nach derzeitiger Planung könnte dann im Jahr 2003 mit der Ausbeutung des Gasfeldes begonnen werden. Jährlich sollen 10 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert werden. Bei BP geht man davon aus, daß der Konzern 30 Prozent von dessen Verkaufswert einstreicht.
20 bis 30 Jahre sollen die Erdgasvorkommen reichen. Bis dahin dürfte wohl auch der Bürgerkrieg beendet sein. 40.000 Menschen soll der schon das Leben gekostet haben, darunter fünf von Islamisten ermordete ausländische Ölarbeiter. „Nichts spricht dafür, daß es in Zukunft keine Zwischenfälle geben wird“, erklärte ein BP-Sprecher. Aber der Konzern sehe die Angelegenheit „so wie andere Firmen: Die Aktivitäten in der Wüste sind handhabbar.“ Thomas Dreger
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