Mit Optimismus statt Planungssicherheit bis 1999

■ Die Kammerphilharmonie hält mit ihrem neuen Programm den Standard: Gute Interpretationen, wenig Innovatives

Als Thomas Hengelbrock, neuer künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie vor Jahresfrist nach dem nicht eben aufregenden Programm der Abonnementskonzerte gefragt wurde, meinte er, er sei dafür nicht verantwortlich. Als er kam, stand das Programm nämlich schon. Das neue sieht indes nicht sehr viel anders aus. Mit einer Ausnahme gemäßigte Moderne, viele bekannte Werke, nicht gerade sinnreiche Programmzusammenstellungen. Was die Kammerphilharmonie wagt und auch produziert, geschieht außerhalb. Zum Beispiel die Einstudierung des Klavierkonzertes von Klaus Huber, das Riesenprojekt mit Pierre Boulez oder auch die Produktion einiger Stücke von Kurt Weill zu einem Film über den Komponisten. Davon hätten wir in Bremen gerne auch mal was! Unterstützung für diese Forderung gibt–s erstaunlicherweise von einer Publikumsbefragung, die das Orchester durchgeführt hat: Gewünscht wird demnach mehr zeitgenössische Musik (!) und mehr Barock, eben gerade nicht Klassik und Romantik.

Die neue Managerin Vera van Hazebrouck wagte einen Schritt ins kalte Wasser. Der nur bis 1997 laufende Vertrag für das Orchester wurde bis jetzt noch nicht verlängert. Daß sie ohne Planungssicherheit die Spielzeiten 1998 und 1999 vorbereitet, liegt an ihrem „optimistischen Temperament“.

Als erfolgreich wertet die Kammerphilharmonie den „Sommer in Lesmona“, der wieder stattfinden soll. Schulprojekte werden nach dem erfolgreichen „Respons“-Projekt weiterverfolgt, Opernproduktionen – das Lieblingskind von Hengelbrock – konzertant und halbszenisch realisiert (in Bremen: Mozarts frühe Oper „Zaäde“). Außerdem wird die Kammermusikreihe im Kito ausgeweitet zu einer Kooperation mit Radio Bremen.

Mit den Zuschauer- und Abonnementszahlen ist die Kammerphilharmonie zufrieden. Die Zahl der Abonnenten soll von 800 auf 850 gesteigert werden. Alles in allem: die Kammerphilharmonie tritt weiter durch die Qualität der Interpretationen hervor, weniger durch Innovation. Warum zum Beispiel noch ein Weihnachts-Oratorium von Johann Sebastian Bach, wo's doch hervorragende in nicht wenigen bremischen Kirchen gibt? „Weil Thomas Hengelbrock da einfach Lust drauf hat“. usl