Ja, Kruzifix!

■ Europas Fußballverbände versuchen das Bosman-Urteil zu unterlaufen

Berlin (taz/dpa) – Der erste Schock und die Phase der Absonderung gröbster Dummheiten zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes über Transfers und Ausländerbeschränkungen im Profisport ist vorbei, und schon gehen die Fußballverbände daran, den unbequemen Richterspruch zu unterlaufen oder gar zu ignorieren. Das Kruzifix-Urteil läßt grüßen.

Seit dem Spruch von Luxemburg dürfen Vereine in den EU- Staaten so viele EU-Ausländer einsetzen, wie sie wollen. Einzelne Verbände sträuben sich jedoch vehement gegen die Umsetzung dieser Regelung, indem sie eine Art Zwangssolidarität der Klubs einfordern oder auf erwartete Neuregelungen der UEFA verweisen. In England wurden die Vereine angewiesen, bis auf weiteres nur drei Ausländer einzusetzen. „Ich glaube, daß die alten Regeln bis zum Ende der Saison Bestand haben werden“, glaubt völlig weltfremd Adrian Cook, Sprecher der Premier League, „man wird die Torpfosten nicht auf halber Strecke wechseln.“ Die abstiegsgefährdeten Bolton Wanderers sind dennoch fest entschlossen, künftig ihre vier Ausländer einzusetzen, und auch Manchester City gedenkt, neben Rösler, Immel und dem Georgier Kinkladse den aus Barcelona verpflichteten Dänen Ronnie Ekelund aufzustellen.

Geradezu hanebüchen ist die Begründung der UEFA, in den Europapokal-Wettbewerben auf den Ausländerbeschränkungen zu beharren. Um nicht die 18 von dem Urteil betroffenen Verbände (zu den EU-Mitgliedsländern kommen Wales, Schottland und Nordirland) zu bevorteilen, müßte der Verband eigentlich generell die Begrenzung aufheben. Doch die UEFA beruft sich auf eine Formulierung in dem EuGH-Urteil, die besagt, daß Spiele zwischen Mannschaften, die „ihre Länder vertreten“, von der Regelung ausgenommen seien, was eindeutig auf Nationalmannschaften zielt.

„Das Urteil des Gerichtes ist klar“, sagt Padraig Flynn von der EU-Kommission in Brüssel. Auch im Europapokal müßten die Ausländerregeln aufgehoben werden, ansonsten seien die Wettbewerbe „rechtswidrig“. Die Anwälte von Jean-Marc Bosman, dem Spieler, der die Entscheidung des Gerichtshofes bewirkt hatte, warfen der UEFA vor, daß sie „um jeden Preis“ versuche, die alten Regeln aufrechtzuerhalten. Die sei „eine freimütige Verletzung der Römischen Verträge“. Matti