Super Plus ist nur ein Werbegag geblieben

■ Aufklärung gefordert: Wo bleibt das Benzol aus dem schadstoffarmen Benzin?

Der Umweltschutzkonzern tut etwas: „Durch unsere Initiative hat es der Autofahrer selbst in der Hand, etwas für den Umweltschutz zu tun“, erklärte Konzernchef Peter Duncan vor wenigen Monaten, als Shell den Benzolgehalt im „Super Plus“ auf unter einen Volumenprozent absenkte. Doch möglicherweise ist die Aktion wieder einmal ein echtes Brent-Spar-Manöver. Das dem Super Plus entzogene Benzol, so vermuten Experten aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium, werde den anderen Bezinsorten wieder beigemischt. Ein Nullsummenspiel. „Es deutet alles darauf hin,“ so ein interner Vermerk im Ministerium, „daß der Benzolanteil, der dem Super Plus entzogen wird, den anderen Kraftstoffen beigemischt wird“.

Inzwischen haben andere Mineralölkonzerne mit benzolarmem Super Plus nachgezogen. Der Sprecher der Esso AG in Deutschland, Karl-Heinz Schult-Bornemann schimpft über die Täuschungsvorwürfe wie ein Rohrspatz: Man sei doch nicht blöd. Reines Benzol könne man derzeit zu einem guten Preis an die chemische Industrie verkaufen. Warum sollte man es also erst dem Super Plus entziehen, um es dann wieder den anderen Sorten beizumischen?

Dennoch erhielten Politiker bislang keine befriedigende Antwort auf ihre Nachfrage. „Sehr dankbar“, wäre darum der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel, wenn er vom Shell- Chef Duncan eine Aussage darüber erhielte, was mit dem Benzol geschieht, das dem Super Plus entzogen wird. Philip Maußhardt