Die Kleinen mußten es richten

■ Alba Berlins Basketballer wahrten im Korac-Cup durch ein 86:76 gegen Teamsystem Bologna ihre Viertelfinal-Chancen

Berlin (taz) – Lange Zeit sah es gar nicht gut aus für das Basketballteam von Alba Berlin. Dabei wollten die Pokalverteidiger im Korac-Cup gegen den Gruppenfavoriten Teamsystem Bologna eigentlich nicht nur gewinnen, sondern das schier Unmögliche schaffen und das 79:101 aus dem Hinspiel wettmachen, um im direkten Vergleich die Nase vorn zu haben. Durch intensive Deckungsarbeit gelang es vor 4.000 Zuschauern in der überfüllten Halle zwar zunächst, die beiden besten Spieler der Italiener, Aleksander Djordjevic und Carlton Myers am Punkten zu hindern, aber der Preis war hoch. Die Berliner, allen voran Spielmacher Obradovic, handelten sich zahlreiche Fouls ein und konnten in der Offensive keinen größeren Vorsprung herausspielen. Bei Halbzeit stand es 39:39, und es schien nur eine Frage der Zeit, bis Bolognas Stars ihre Trefferflaute überwinden und unaufhaltsam davonziehen würden.

Zum Glück für Alba waren Djordjevic und Co. jedoch müde und befinden sich außerdem, wie Trainer Sergio Scariolo zugab, derzeit „auf keinem glücklichen Weg“. Am Sonntag hatte der Tabellendritte der italienischen Liga nach drei Verlängerungen gegen Pesaro verloren, und Djordjevic, bester Mann des jugoslawischen Europameisterteams, hatte alle 55 Minuten durchgespielt. Auch in Berlin pausierte der 28jährige keine Sekunde, und am Ende verließen ihn, nachdem die Italiener mehrfach mit sieben Punkten in Führung gelegen hatten, ebenso wie Myers die Kräfte. „Wir waren die ganze Zeit gut im Spiel“, klagte Scariolo, „außer in den letzten vier Minuten.“ Djordjevic traf nicht mehr und blieb auf seinen 20 Punkten sitzen, während sich auf der anderen Seite Stephan Baeck, der sieben der neun letzten Alba- Punkte erzielte, zum Matchwinner aufschwang. Mit der Schlußsirene schloß Alibegovic (24 Punkte) einen Konter nach einem Block gegen Djordjevic zum 86:78 ab.

„Bologna hat so gespielt, wie man gegen Alba spielen muß“, lobte Berlins Coach Svetislav Pesic großzügig seinen Kollegen und war besonders stolz auf seine taktische Variante, in der Schlußphase die langen Center auf die Bank zu setzen und kleine Spieler aufs Feld zu schicken. Bolognas Riesen sahen sich unter dem Korb plötzlich dem wendigen und raffinierten Henrik Rödl gegenüber, dessen Anspiele tatsächlich zu wichtigen Körben führten. „Wir brauchten etwas Unorthodoxes“, sagte Pesic, der seinen Center Gunther Behnke (13 Punkte) aber ausdrücklich lobte.

Genau dieser Behnke ließ sich nach dem Match am längsten vom euphorisierten Publikum feiern und warf immer wieder Kußhände in die Menge, die nun natürlich auf weitere Europacup-Auftritte hofft. Obwohl der direkte Vergleich mit den Italienern insgesamt verloren wurde, hat es Alba nach drei Heimsiegen selbst in der Hand, durch einen Sieg am 3. Januar in Zaragoza mindestens den zweiten Gruppenplatz und damit das Viertelfinale zu erreichen. Bei einer Niederlage wären die Berliner auf einen Sieg Bolognas gegen Saloniki angewiesen. Das, so meinte Sergio Scariolo mit ungebrochenem Optimismus, sei durchaus zu schaffen. Matti