Unterm Strich

„Wer war dieser Jesus von Nazareth, dessen Geburt gefeiert wird wie keine andere?“ fragt dpa – doch sicher in Antwort auf unsere gestrige Analyse der Heiligen Schrift als „kreisförmige Erzählung, aus der sich ein Bild Gottes als Perpetuum mobile“ ergibt. Eine Biographie Gottes im eigentlichen Sinne mag es bislang nicht gegeben haben, eröffnet dpa die disputatio, wohl aber eine „wissenschaftliche Leben- Jesu-Forschung“, deren moderne Phase von Albert Schweitzer bis hin zum Neutestamentler Rudolf Bultmann reicht, der aus dem Scheitern der liberalen Forschung die radikale Folgerung zog, es reiche das „historisch belegte nackte ,Daß‘“ (da mal was war). Bultmanns Antipode Käsemann (wider den ahistorischen Jesus-Biographismus) öffnete dann der Postmoderne die Tür: Jesus als „Hippie unter Yuppies“ (Dominic Crossan: „Der historische Jesus“), Jesus als spätjüdischer Buddhist (Elmar Gruber) und als multireligiöser Synkretist mit arabischen Wurzeln (Kamal Salibi). Neuestes in dieser Angelegenheit stammt vom Schweizer Theologen Eduard Schweizer. In „Jesus, das Gleichnis Gottes. Was wissen wir wirklich vom Leben Jesu?“ siegt der pangläubige Skeptizismus: Absolute Sicherheit „in Einzelfragen“ sei unmöglich. Aber in der Geschichte Jesu gebe es „einmalige und deshalb authentische Züge“ (z.B. Kreuzigung). Jesus habe zwar den berühmten Hoheitstitel „Gottessohn“ nie benutzt, Gott aber zärtlich „Abba“ genannt (was, kein Scherz jetzt, soviel wie „Väterchen“ heißt).

Nun tagen Sie wieder: Vom 18. bis 20. Januar kommenden Jahres werden sich die Mitglieder des ostdeutschen PEN-Zentrums zusammensetzen, um unter dem Motto „Einheit der Kultur? Kultur der Einheit!“ zu diskutieren. Wir von der Redaktion „Christ und Welt“ können nur hoffen, daß die Mauer in den Köpfen endlich fällt und zusammenwächst, was zusammengehört.