Geehrte Frauen?

■ betr.: „Wer kocht den gefillten Fisch?“ (Ladies Almanach), taz vom 14. 12. 95

Die sogenannten „Rechte der Männer“ im Judentum sind Pflichten, von denen die Frauen wohlweislich ausgenommen wurden. Die jüdischen Frauen haben das immer sehr gut verstanden.

Eine „Rabbinerin“, die dagegen anlehrt, tut dies nicht aus „jüdischem Wissen“. Sie haben einen bezeichnenden Fehler gemacht, vielleicht haben Sie's gar nicht gemerkt, als Sie ausgerechnet auf Regina Jonas hinwiesen. „Regina Jonas war die erste Frau, die in Deutschland zur Rabbinerin ordiniert wurde.“ Und wann war das? „... am 27. Dezember 1935“! Chag sameach! „Zwischen 1940 und 1942 betreute sie Gemeinden in Bremen, Braunschweig, Hamburg (Tempelverein), Frankfurt (Oder), Stolp/Pommern, Stendal, Wolfenbüttel. Zeitweilig amtierte sie in der heute orthodoxen Gemeinde Joachimstaler Straße in Berlin.“ Da sage noch einer, es sei unter Hitler nicht liberal und frauenfreundlich zugegangen in Deutschland. Wie war es eigentlich dazu gekommen? „Von den Orthodoxen wurde sie rundum abgelehnt und der mutige Rabbiner Max Dienemann heftig angegriffen.“ Dieser mutige Mann hatte unter den heftigen Angriffen der orthodoxen Juden ähnlich zu leiden wie die Nazis. Wahrlich, es gehörte Mut dazu, im NS-Staat gegen uneinsichtige, verstockte Juden Front zu machen. Dienemann – nomen est omen – war nicht nur mutig, er hatte auch Erfolg mit seiner subversiven Methode Regina: „... als durch die Repression der Nationalsozialisten viele Rabbiner ins Ausland flüchteten, wurde sie von Gemeindevorständen in Berlin und anderen Orten eingeladen zu predigen.“ Die Tragik der Frau Jonas ist, daß sie ihren, ich sage: falschen Dienst am Judentum mit dem Leben bezahlte. Ihr letzter Weg führte sie über Theresienstadt nach Auschwitz.

Wenn die taz jetzt daraus eine Story macht, um zugleich, wie nebenbei, ein paar antijüdische Spiele vorzutragen, ist das natürlich Geschmackssache. Die Geschichte der Rabbinerin Regina Jonas ist aber auch exemplarisch für die destabilisierende Funktion feministischer Einmischung. Solange diese, seit Menschengedenken bekannte und erprobte Methode, den Feind kampflos zu überwinden, eben gegen den Feind angewandt wird, ist nichts dagegen zu sagen. Feinde, die sich widerstandslos entmannen lassen, haben wohl nichts anderes verdient. Aber in einer Notzeit mit solchen Mitteln gegen die eigenen Leute vorzugehen, die staatlich verordnete Judenverfolgung zu nutzen, um als „Jüdin“ (!) das seit Jahrtausenden sich regelnde Judentum von innen zu zersetzen, in der geistigen Substanz zu konterkarieren, mein Gott, bei so einer Freundin brauchst du keine Feinde mehr.

Der Feminismus ist nun mal eine reaktionäre Psychostrategie, gegen die Utopie (!) des Patriarchats buchstäblich konterrevolutionär. In Deutschland hat sich nicht nur die politische Linke zu Weibern machen lassen: eine Geschichte der Nachkriegszeit in Intervallen. So geschieht's einem eben, wenn man nicht durchblickt. [...] Horst Lummert

(Avram Kokhaviv)

Ich lade Sie ein, mit mir in eine Synagoge zu gehen und auf der Frauenempore Platz zu nehmen. Dort ist es wunderbar, man kann von oben alles beobachten. Ich fühle mich nicht unterdrückt.

Es gibt keine Religion, in der die Frauen so sehr geehrt werden wie in der jüdischen. Wir sind die Hüterinnen des Hauses, die Übersetzung von „talmud“ heißt „Haus“. Ich glaube, daß die Feministinnen keine sind, sondern daß sie Lesbinnen sind, das heißt nicht für Gleichberechtigung kämpfen, sondern nur für ihre eigenen marginalen Gruppeninteressen. Die haben Ihnen einen Bären aufgebunden. [...] Krystyna Goldmann