Ein halbe Milliarde Dollar für Bosnien

■ Erste Geberkonferenz gibt Ausblick auf Hilfsbereitschaft. Die großen Summen werden erst im März ausgehandelt

Brüssel (taz) – Der Wiederaufbauplan für Bosnien läuft an. 50 Länder und 27 internationale Organisationen von der Weltbank bis zum Roten Kreuz haben gestern in Brüssel bei der ersten Geberkonferenz rund 500 Millionen Dollar zusammengelegt. Dies soll helfen, die vom Krieg zerstörte Wirtschaft möglichst schnell wieder in Gang zu bringen. Weitere Zusagen werden in den nächsten Wochen erwartet, damit der von der Weltbank geschätzte Bedarf von 518 Millionen Dollar erreicht wird.

Das Geld soll in den nächsten drei Monaten einen Schnellstart der bosnischen Wirtschaft ermöglichen. Die geplanten Projekte betreffen nach Angaben des bosnischen Außenministers Mohammed Sacirbey vor allem die Instandsetzung der Telefonleitungen, Straßen und Eisenbahnen sowie von Schulen und Krankenhäusern. Außerdem sollen Starthilfen für landwirtschaftliche Betriebe und kleinere und mittlere Privatunternehmen geleistet werden, um die Versorgung der Bevölkerung rasch wiederherzustellen. Über den weiteren Bedarf für die nächsten drei Jahre, wofür nach Angaben der Weltbank rund 5 Milliarden Dollar notwendig sind, wird eine zweite Geberkonferenz im März verhandeln.

Die gestrige gibt einen ersten Ausblick auf die zu erwartende Hilfsbereitschaft für das Gesamtprogramm. Deutschland, das knapp 30 Prozent an den 115 Millionen Dollar der Europäischen Union aufzubringen hat, steuert darüber hinaus 37 Millionen Dollar direkt bei, die Niederlande über 50 Millionen. Frankreich will vorerst nur 3 bis 4 Millionen zahlen und macht dafür geltend, neben den USA und Großbritannien die Hauptlast an der Friedenstruppe zu tragen.

Japan und die islamischen Staaten, die nach den Vorstellungen der EU rund ein Drittel der Gesamtkosten übernehmen sollen, halten sich noch vollkommen zurück. Lediglich die islamische Entwicklungsbank stellt 15 Millionen Dollar bereit, die allerdings zurückgezahlt werden müssen. Die japanische Regierung läßt eine Expertengruppe ausloten, welche Projekte Japan unterstützen will.

Fast alle Länder zahlen nur einen Teil der Zuschüsse in die von der EU und der Weltbank organisierte multilaterale Hilfe. Der größere Teil fließt in bilaterale ausgehandelte Projekte. Die Schweiz etwa will zwei Drittel in den Aufbau der Kommunikation stecken. Da auch andere Länder bei ihren Hilfszusagen die zu erwartenden Folgeaufträge im Auge haben, wenn die bosnische Wirtschaft einmal läuft, verspricht die Koordinierung der Projekte für die EU und die Weltbank noch eine schwierige Aufgabe zu werden. Alois Berger