„In Erfüllung seiner Pflicht“: Tod in der Adria

■ 25jähriger Marinesoldat ist erstes deutsches Opfer im Jugoslawieneinsatz. Er wurde bei Bootsunfall getötet. Rühe macht aus Verstorbenem einen Märtyrer

Bonn (taz) – Todesfall in der südlichen Adria: Der 25jährige Maat Behrens der Bundesmarine kam am Mittwoch beim Aussetzen eines Beibootes der Fregatte „Karlsruhe“ ums Leben. Die Bundesmarine hatte das „Bording“ geübt, das ist das Übersetzen zu Handelsschiffen, die im Rahmen der Embargoüberwachung gegen Serbien und Montenegro überprüft werden sollen.

Seit dreieinhalb Jahren sind je zwei deutsche Fregatten oder Zerstörer an der UN-Operation beteiligt, die „Karlsruhe“ stieß erst am 14. Dezember dazu. Dies sei der erste tödliche Unfall auf einem Marineschiff, versuchte das Bonner Verteidigungsministerium zu beruhigen. Die genaue Unglücksursache wurde nicht bekannt, nur daß der Soldat lebensgefährliche Quetschungen erlitten habe. Auf dem Hubschraubertransport nach Bari sei er gestorben.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe das Schiff besucht und Übungen an Bord beobachtet. Er sprach in einer Erklärung den Angehörigen und der Bundeswehr sein Mitgefühl aus. „In Erfüllung seiner Pflicht für die Bundesrepublik und für den Frieden“ habe der Soldat sein Leben verloren. Der Tod von Maat Behrens habe ihn um so mehr getroffen, weil er sich zuvor bei seinem Besuch auf der „Karlsruhe“ von der „hohen Leistungsbereitschaft, der großartigen Motivation und dem guten optimistischen Geist der Soldaten überzeugen“ konnte.

Einen Tag vor dem Bundeswehreinsatz in Ex-Jugoslawien am Freitag fürchtet die Bundeswehr offenbar, daß sich der Unfall demotivierend auf die Truppe auswirken könnte. Daß Sterben zum Kriegshandwerk gehört, wurde bislang heruntergespielt. So lobte Rühe den Verunglückten wie einen Märtyrer: „Ich bin sicher, daß Maat Behrens Ihnen und allen Soldaten der ,Karlsruhe‘ unvergessen und ein Vorbild für die Durchführung des weiterhin wichtigen Einsatzes bleiben wird.“

So auffallend betroffen und nervös reagiert die Bundeswehr sonst nicht auf tragische Unfälle, die sich im Manövereinsatz ereignen. Bis Redaktionsschluß konnte die Hardthöhe der taz aber keine Auskunft über die Zahl von Unglücksfällen geben, eine öffentliche Statistik würde nicht geführt. Bei einem UN-Einsatz war zuletzt am 14. Oktober 1993 ein Bundeswehrsoldat in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh getötet worden.

Der eigentliche Bosnien-Einsatz der Bundeswehr beginnt heute. Verteidigungsminister Volker Rühe wird auf dem Köln-Bonner Flughafen 116 des 175 Soldaten umfassenden Vorauskommandos feierlich verabschieden. Sie sollen alle Vorbereitungen treffen, damit Mitte Januar erste Kontingente vor Ort einsatzbereit sind. Holger Kulick