Schonfrist für Luftverschmutzer

■ 1998 wären gemessene Schadstoffe nicht mehr erlaubt

“Was tut man nicht alles als Staatsdiener.“ Jan Osmers hat ohne Rücksicht auf seine Gesundheit die schlechteste Luft Bremens eingeatmet. Von September 1994 bis August 1995 fuhr er im Auftrag der Umweltbehörde täglich eine von vier Luftmeßstellen an: Martinistraße, Wall, Osterdeich oder Neuenlanderstraße. Dort ermittelte Osmers in durchschnittlicher Atemhöhe der BremerInnen von 1,5 Metern, wieviel Ruß, Benzol und Stickstoffoxid in der Luft liegen.

Das Ergebnis liegt nun als „Meßprogramm Verkehrsimmissionen 1994/95“ der Deputation Umwelt und Gesundheit vor. Die seit Juli geltenden Grenzwerte wurden nirgendwo überschritten. Osmers schätzt jedoch, daß die Luft an den untersuchten Straßen etwa achtmal so hoch belastet ist wie im Blockland, wo vergleichende Stichproben genommen wurden.

Wenn aber die im Entwurf der Bundesimmissionsschutz-Verordnung ab Juli 1998 vorgesehenen verschärften Grenzwerte von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft für Ruß und Benzol schon gültig wären, lägen die Benzolwerte an allen vier Meßstellen zu hoch. Sie betragen zwischen 11,9 und 12,9 Mikrogramm. Dann müßten laut Gesetzentwurf „verkehrsbeschränkende oder –verbietende Maßnahmen geprüft“ werden. Denkbar seien „Einbahnstraßenverkehr oder zeitweise Sperrungen“, sagte Osmers. Holger Bruns-Kösters, Sprecher des Umweltressorts: „Derzeit gibt es keine Pläne. Wir setzen uns für die Einhaltung der Grenzwerte ein.“

Was Politiker tun, wenn mehr krebserregende Stoffe in der Luft sind als vom Gesetzgeber hingenommen, lasse sich demnächst am Beispiel Frankfurt studieren, sagte Osmers. Dort liege der Benzolwert bereits heute über der zulässigen Marke von 15 Mikrogramm. „Gegenüber Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet ist Bremen mit seinem unbelasteten Umland vergleichsweise gut dran“. loh