Sanssouci: Vorschlag
■ Reste, Zurückgelassenes Georg Herold in der Museums-Remise
Immerhin herrscht Ordnung! Wenn auch eine unsaubere..., aber wir wollen ja nicht kleinlich sein, denn das Häuflein Dreck auf dem Boden stammt nicht vom Künstler, auch wenn er sicherlich nichts dagegen hätte, meinte die Aufsicht... Aber das andere Zeugs, auf den Fensterbänken des kahlen, weißen Raums, das ist vom Künstler: die Reste von kleinen Mahlzeiten, als da sind Obst- und Eierschalen, vereinzelte Salzletten, zerknautschte leere Bierdosen, ein zwischen Heizungsgriff und Wand geklemmtes, sicherlich schon warmluftgehärtetes Baguettestück, eine fast verbrauchte Zahnpastatube, Zigaretten, Geschirr – habe ich etwas vergessen? Halt! In der hinteren rechten Ecke befindet sich eine etwas zerwühlte Lagerstatt, eine Luftmatratze mit aufgeschlagenen Decken, ihr zur Seite und zur Wand hin sind ein paar Steine aufgeschichtet, auf denen Bananenschalen, ein Wecker, eine Flasche trockenen Landweins liegen. Der Bewohner des Remisenraums, der Museumshöhle, scheint seine schlichte Schlafstätte verlassen zu haben. Da war also jemand, der durch seine Abwesenheit auf sich aufmerksam macht. Da sind Dinge, die benutzt wurden und jetzt nur noch als Abfall vorhanden sind. Da ist die Zeit stehengeblieben, da ist nichts mehr als das Nichts. Das Wertlose, das Bedeutungslose? Und gibt es nichts anderes mehr auszustellen als das geordnete Nichts? Oder, anders gefragt: Läßt sich unser Leben wirklich noch in Ordnung bringen, ohne daß es sich selbst gefährdet? Georg Herolds Installation in der von Angelika Stepken betreuten Ausstellungsreihe „Museum“ ist eine ausweichende Antwort auf diese drängenden Fragen. Der Schock hat ausgedient, und zurück bleibt müde Realkunst. Von Ironie kaum eine Spur. Nur eines von mehreren Fenstern entdunkelt, ein Hoffnungsschimmer? Die Kunstpartie, dem Ort entsprechend, hat jedenfalls einen äußerst unentschiedenen Ausgang. Michael Nungesser
Art Acker e.V., Ackerstraße 18, Remise, Prenzlauer Berg, bis
13.Januar, Do.–Fr. 16–19, Sa. 11–14 Uhr, Katalog 5 DM
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