Rundumschlag

■ Einkaufen, Folge 13 Er ist doch cool: der Weihnachtsmarkt!

Foto: Eric-Jan Ouwerkerk

Tagelanges Herumsitzen im Kreise der Familie ist nur während der ersten zwei Stunden nett und ansonsten wider die Natur – das merke ich jedes Jahr zu Weihnachten. Geschenke und der neueste Familienklatsch sind längst ausgetauscht, der Magen ist verdorben und die alte Haushaltswaage im Badezimmer übertreibt wieder mal. Doch eine Sache werde ich von diesem ganzen Weihnachtsrummel schmerzlich vermissen: die zahlreichen Weihnachtsmärkte in der Stadt, die es einem erlauben, selbst im Winter einfach mal mit einem Gläschen Alkohol in der Hand an der frischen Luft herumzustehen.

Ohne meinen finalen Weihnachtsmarktbesuch am vergangenen Donnerstag hätte ich zum Beispiel kaum gewußt, was ich meiner Familie zum Fest hätte schenken können, da ich naturgemäß mal wieder äußerst spät dran war. Nicht, daß es mir etwa die handgearbeiteten Laubsägearbeiten aus dem Erzgebirge angetan hätten oder diese atompilzförmigen Duftkerzen, die es dort in diesem Jahr überall zu kaufen gab. Und dennoch dient der Weihnachtsmarkt der Inspiration. „Was schenkst du deinem Vater eigentlich zu Weihnachten?“ fragte so ein mit Tüten beladener junger Kerl am Glühweinstand seinen Kumpel. „Doch wohl hoffentlich keine Krawatte!“ Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoß, was sicherlich nicht nur von dem Glühwein mit Cointreau herrührte, mit dem ich mich gerade für meinen ersten Einkauf belohnte – hatte ich doch gerade gegenüber bei Hertie eine Krawatte erstanden, die sehr schön und wirklich nicht billig war. Ich spitzte also die Ohren, in der Hoffnung, für die noch ausstehenden Geschenke mit Anregungen versorgt zu werden. Und ging anschließend direkt wieder hinein zu Hertie.

Die Methode machte sich bezahlt: Nach jedem erworbenen Geschenk gab's einen Glühwein, der wiederum meine Entschlußfreude für den nächsten Kauf stärkte. Nach dem vierten Geschenk hatte ich schließlich alles, was ich brauchte, was mich jedoch nicht davon abhielt, am Ende doch noch eine Duftkerze – und zwar in Form eines Nilpferdes – zu erstehen. Die gab's direkt gegenüber vom Glühweinstand, ein Kauf, den ich bis heute nicht bereut habe!

Es soll ja Leute geben, die Weihnachtsmärkte für völlig uncool halten – die haben ja keine Ahnung! Ich bin sogar für einen Weihnachtsmarkt, der das ganze Jahr über geöffnet hat. Mit kleinen, der Jahreszeit angepaßten Veränderungen, versteht sich. Im Sommer könnte dann anstelle von Glühwein Sangria verkauft werden oder statt Kerzen und Kristallkugeln Bademoden oder Schwimmflügel... Kirsten Niemann