Ein schönes, wildes Opernforum

■ Der Architekt Christoph Langhof entwarf für die Umbauung der Komischen Oper einen Block mit Stadtpalais. Um die bisher triste Ecke rangeln sich Alteigentümer, Investoren, Kultur- und Baupolitiker

Opernbühnen, Operncafés, Opernbälle, Opernskandale: Ginge es nach dem Finanzsenator, gäbe es das bald nur noch in zwei statt in drei Häusern. Geht es nach dem Architekten Christoph Langhof und seinem Bauherrn Walter Eder, soll Berlin zur deutschen Opernkapitale werden. Für die triste Ecke Unter den Linden/Glinkastraße und als provokantes Gegenstück zum monotonen Büroeinerlei in der Friedrichstraße plant Langhof ein schönes, wildes „Opernforum“. Um das Haus der Komischen Oper entwarf er einen Block aus sieben Gebäuden, die dem Karree eine „spielerische Note“ mit unterschiedlichen Gesichern geben sollen. „Das städtische Bild“, so Langhof, „muß den urbanen Mythos von Vielfalt dort fortsetzen.“

Die Vielfalt soll dadurch entstehen, daß sieben „Stadtpalais“, wie Langhof die Einzelhäuser mit ihren großen Innenhöfen nennt, differenziert gestaltet werden sollen. Die Bebauung an der Straße Unter den Linden wird abgerissen und durch High-Tech-Bauten ersetzt, die in verfremdender Weise alte Palazzo-Fassaden zitieren. An der Glinkastraße erhebt sich wie zum Kontrastprogramm über der Sockelzone ein ovaler Glasturm neben einem metallig glänzenden Haus. Und neben die Komische Oper, an der Behrenstraße, will der Architekt eine sachliche transparente Bürohauswand vor zwei Flügeln plazieren. Auch das Bühnengebäude soll – bis auf das Foyer und den denkmalgeschützten Zuschauerraum – neu gebaut werden. Doch was nach postmoderner Willkür riecht, unterliegt einem klaren Konzept. Der Block spielt nach außen Oper, Theater, ist Inszenierung mit Licht und Schatten. „Palais de Dance“, „Kristallpalast“ oder „Felsensteinpalais“ heißen die Gebäude, die im Innern mit dem alten Theaterbau verbunden sind. Die Oper kann durch drei zusätzliche Bühnen- und Zuschauerbereiche erweitert werden.

Durch die Einzelhäuser will Langhof eine verbindende Flanieretage ziehen, die mit Sälen, Ausstellungs- und Konferenzräumen für Opernfeste „zusammengeschaltet“ werden kann. Im Erdgeschoß sind Geschäfte und Läden geplant, in den Obergeschossen „themenbezogene Büros“: Im Kristallpalast vielleicht Solarinstitute, im Felsensteinpalais vielleicht Büros für Theater und Medien, Produktionbüros, Radiostationen, Film- und Videostudios.

Daß zwischen dem Theatertraum „Opernforum“ und der Wirklichkeit noch Meilen liegen, wissen auch Langhof und Eder. Denn um die Grundstücke rangeln sich nicht nur Investoren und Alteigentümer, sondern auch die Kultur- und Baupolitiker der Stadt. Klar ist bislang nur, daß das Bundesverwaltungsgericht das in DDR-Zeiten enteignete Opernhaus dem Bund übertragen hat, die Restitutionsansprüche für das Grundstück hingegen sind aber noch nicht endgültig geklärt.

„Die eigentlichen Schwierigkeiten liegen für das Konzept, das der Bezirk Mitte gut findet, noch auf einer anderen Ebene“, erklärt Langhof. Damit meint er nicht die kulissenhafte Fassade vor der alten Oper und nicht die Abrisse an der Straße unter den Linden, die zu den Schattenseiten der Planung gehören. Langhof spielt damit auf das Auswahlverfahren des Senats an, der dem zweiten Interessenten für das Grundstück wohl mehr zugetan ist, als der durchaus gelungenen Phantasmagorie für das Opernforum. Gemeinsam mit Eder/Langhof bewerben sich die Immobiliengemeinschaft Wert- Konzept und Hanseatica mit einem Entwurf vom Reißbrett des Architekten Jürgen Sawade. Sawade, der gegenüber – auf der nördlichen Seite der Straße Unter den Linden – bereits gebaut hat, entwarf einen Bau ganz im Sinne der Stimmannschen Baupolitik: Kühl und preußisch, sowie mit der bekannten Traufhöhe. Und Sawade ist ein dicker Fisch in der Baupolitik des Landes. rola