■ Standbild: Helfersyndrom
„Das schönste Fest des Jahres“, Sa., 19.25 Uhr, ZDF
Recht so! Man kann die Festtagsvorbereitungen gar nicht früh genug beginnen. Schon einen Tag vor Heiligabend stimmte uns das ZDF auf die Rituale des „größten Fests des Jahres“ ein. Man hatte das Archiv geplündert und immerhin vier Weihnachtsgeschichten aus verschiedenen Serien gefunden.
Und was da alles los war! Unsern „Lehrer Doktor Specht“ trieb es erst in den Puff, dann auf die Polizeiwache – nur um eine seiner Schülerinnen vor dem weihnachtlichen Sündenfall zu bewahren. Auch die „Freunde fürs Leben“ hatten sich für dieses Jahr vorgenommen, jemanden aus großer Not zu retten: Ein todkrankes Mädchen sehnte sich nach einem Weihnachtsfest mit der ganzen Familie, und so wurde auch hier geholfen, was das Zeug hielt. Selbst die Frau Doktor aus „Jede Menge Leben“ machte dem Titel ihrer Serie alle Ehre, fand sie doch eine Art Christkind vor der Tür. Enttäuschenderweise zeigte sie sich im folgenden aber derart bibelunkundig, daß sie vergaß, der endlich gefundenen Mutter das Findelkind mit in den Stall zu bringen, wo die sich gerade die Rattengiftflasche an den Hals setzte.
Als wir schon, von soviel Helfersyndrom schier erschlagen, abschalten wollten, durften wir dann aber doch noch im „Forsthaus Falkenau“ zusehen, wie man einen Tannenbaum in den passenden Ständer stellt. Das hatte immerhin praktischen Nährwert. Als man uns auch noch erklärte, daß Hund und Katz vor dem heiligen Fest die menschliche Sprache verstehen können, damit sie dem Christkind unsere Wünsche weitersagen, gingen wir schließlich mit dem Abend versöhnt zu Bett. Nicht ohne unserem Wellensittich einzuschärfen, daß wir an einem Findelkind keinesfalls interessiert seien. Elke Ribbert
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