■ Der Papst in Zahlen
: Dreimal gestolpert

Vatikanstadt (AFP/taz) – Und der Papst macht doch nicht schlapp: Wegen eines Schwächeanfalls hatte Johannes Paul II. seine traditionelle Weihnachtsansprache auf dem Petersplatz in Rom abgebrochen und den Segen „Urbi et orbi“, den er eigentlich in mehreren Dutzend Sprachen erteilt, nur auf italienisch und französisch gesprochen. Weshalb sich das redselige Kirchenoberhaupt so kurz faßte, legte jetzt der Vatikan dar. Mit Hilfe eines neuen Computerprogramms („Father's File Maker“), das die gesammelten Aktivitäten des Heiligen Vaters erfaßt, konnte das päpstliche Arbeitsjahr erstmals genau untersucht werden. Danach hat der Papst 1995 ein größeres Arbeitspensum absolviert als je zuvor. Wie ein Sprecher am Mittwoch in Rom offiziell mitteilte, bereiste das 75jährige Oberhaupt der katholischen Kirche in diesem Jahr nicht nur alle fünf Kontinente, sondern empfing auch 185.700 Gläubige zu Privataudienzen und 536.000 Pilger bei 44 Gemeinschaftsaudienzen. Im vergangenen Jahr hatte Johannes Paul II. aus gesundheitlichen Gründen nur 40 Gemeinschaftsaudienzen gehalten.

Insgesamt kamen demnach 1.101.700 Katholiken nach Vatikanstadt, um den Papst persönlich zu sehen.Inoffiziell wurden jedoch noch viel beeindruckendere Zahlen bekannt. So stieg der Papst während seiner Reisen 1.553.231 Treppenstufen, Gangways mit eingerechnet. Dreimal stolperte er über Falten in ausgerollten Teppichen, fing sich jedoch zweimal sehr geschickt wieder (einmal: „geschickt“). Insgesamt verteilte er 1.083 Katzenköpfe an aufmüpfige Ministranten; 234mal beließ er es bei Ermahnungen. Ebenfalls durch Worte verhinderte Johannes Paul II. 4.506.000 Abtreibungen. 8.777.231 Gläubige verzichteten auf Veranlassung des Papstes auf Kondome, kauften sie erst gar nicht oder vergruben sie.

30mal mußte die Garderobe des Papstes wegen zerschlissener Säume in der Änderungsschneiderei des Vatikans ausgebessert, fünfmal gar komplett ersetzt werden (Rotweinflecken). Dreimal beehrte das Oberhaupt der katholischen Kirche die zahllosen Betriebsfeste der Schweizergarde und sagte in einem besonderen Fall ein selbstgereimtes Gedicht in schwyzerdütsch auf. Und trotz des kleinen Schwächeanfalls war der päpstliche Gesundheitszustand im Jahre 1995 insgesamt stabil, abgesehen von einer halben Weihrauchvergiftung, die jedoch nicht mitgezählt wurde.