Harte Strafen für Kaufhausbesitzer

■ Die Verantwortlichen für Südkoreas schwerste zivile Katastrophe müssen wegen Bestechung hinter Gitter

Seoul (AP/taz) – Sechs Monate nach dem Einsturz eines Einkaufszentrums in Südkoreas Hauptstadt Seoul sind die Verantwortlichen für die Katastrophe zu harten Gefängnisstrafen verurteilt worden. Der 73 Jahre alte Lee Joon, der Besitzer des fünfgeschossigen Sampoong-Kaufhauses, wurde der groben Fahrlässigkeit und der Bestechung für schuldig befunden und zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Sein 43 Jahre alter Sohn Lee Han Sang muß wegen der gleichen Delikte für sieben Jahre hinter Gitter.

1.500 Kunden und Verkäufer befanden sich am 30. Juni dieses Jahres in dem Konsumpalast, als das Gebäude plötzlich zusammenbrach. 501 Menschen kamen ums Leben, 900 wurden verletzt. Das Unglück gilt als die schwerste zivile Katastrophe in der südkoreanischen Geschichte. Der Gebäudekomplex war seinerzeit auf einer Müllhalde errichtet worden. Nun gilt als erwiesen, daß die koreanischen Behörden bestochen worden waren, um schwere Mängel in Statik und Bauausführung zu vertuschen.

Das Gericht verhängte außerdem Gefängnisstrafen zwischen acht Monaten und drei Jahren sowie Geldstrafen gegen 23 Angeklagte, einige von ihnen Beamte der Stadtverwaltung von Seoul.

Die rund 200 Zuhörer im Sitzungssaal – zumeist Angehörige von Opfern – nahmen das Urteil mit betroffenem Schweigen auf. Die Organisation, die die Geschädigten vertritt, hatte gefordert, die Schuldigen hinrichten zu lassen. Die zivilrechtliche Seite der Katastrophe steht den Kaufhausmagnaten indes noch bevor. Die Hinterbliebenen fordern im Schnitt eine Entschädigung von umgerechnet einer halben Million Mark pro Opfer. abm