Teure Neujahrsparty im Berliner Untergrund

■ Ab Januar kostet der BVG-Fahrschein 3,90 Mark. Silvesterbetrieb durchgehend

Auch die Party im U-Bahn- Waggon wird immer teurer. Wie schon in den Vorjahren fahren die Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe auch in dieser Silvesternacht rund um die Uhr. Wer dem neuen Jahr auf Rädern entgegenkommen will, kann das tun: Von 22 Uhr bis 6 Uhr verkehren sämtliche U-Bahn-Linien alle 15 Minuten, die Straßenbahn- und Nachtbuslinien alle 30 Minuten, davor und danach gilt der normale Sonntagsfahrplan. Die Einzelheiten sind den überall aushängenden Fahrplänen zu entnehmen. Mit diesem höflichen Service kaschiert die BVG aber nur ihre unhöfliche neuerliche Preiserhöhung: Ab 1.Januar steigt der Preis für den Einzelfahrschein von 3,70 auf 3,90 Mark.

Damit ist die BVG dann teurer als alle anderen Verkehrsbetriebe in deutschen Städten – und erwirtschaftet groteskerweise dennoch viel weniger. Während bei anderen Verkehrsbetrieben normalerweise 1,20 bis 1,50 Mark pro Fahrgast erlöst werden, sind es bei der BVG nur 70 Pfennige. „Vor dem Mauerfall haben wir wenig auf Wirtschaftlichkeit geachtet“, räumt ihr Sprecher, Klaus Wazlak, ein. „Die BVG fungierte als eine Art Auffangbetrieb für viele. Daran knapsen wir jetzt.“

Der hohe BVG-Preis relativiert sich allerdings, wenn man berücksichtigt, daß in vielen anderen Städten Tarifzonen gelten, in Berlin dagegen nicht. Ein 1987 eingeführtes Tarifzonensystem konnte sich nicht einmal ein Jahr halten, es war, nicht nur für die Touristen, einfach zu kompliziert. Die BVG will es deshalb auch nicht wieder ausprobieren.

Aber sie kann die Fahrpreise auch nicht nach Belieben in unendliche Höhen treiben. „Vier Mark sind eine Schallmauer“, findet der BVG-Sprecher. Dennoch müsse man der angestrebten Wirtschaftlichkeit halber die Preise jedes Jahr um rund sieben Prozent erhöhen. Deswegen werde jetzt die Einführung eines Entfernungstarifes via Chipkarte erwogen. Für Schwarzfahrer ist das eine Horrorvision: Beim Eingang in die U-Bahn würden die Fahrgäste dann eine elektronische Sperre passieren, die auf ihrer Chipkarte die Station vermerkt. Beim Ausstieg würden die gefahrenen Kilometer auf ihrer Karte abgebucht – ähnlich wie bei einer Telefonkarte. Vielfahrer sollen wahrscheinlich weniger bezahlen müssen.

Solch ein System „gibt es aber bisher nur im Skiliftbereich“, räumt BVG-Sprecher Wazlak ein. Die Technik dafür sei zwar schon entwickelt, aber für solch einen Großeinsatz wie in Berlin noch lange nicht reif. „Vielleicht sind wir in vier Jahren so weit“, meint Klaus Wazlak. „Bisher können wir die ganze Sache nur andenken und noch keinerlei Details schildern.“ usche