taz 21.3.1995: PDS-West Fehlanzeige
■ Bremer PDS fehlt eine Persönlichkeit
Arbeit für Bremen, Initiative Bürgerdemokratie Bremen, Bremer Frauenlisten, jetzt auch PDS – es könnte spannend werden in der nächsten Bürgerschaft. Die 5-Prozent-Hürde wird das verhindern.
Ein flüchtiger Blick auf das Wahlprogramm der PDS bestätigt zudem, was ähnlich auch für die anderen neu antretenden Formationen gilt: Fast jeder Satz in den Programmen der Neuen könnte von CDU, SPD oder Grünen abgeschrieben sein. Gewerkschaftlich engagierte Sozialdemokratie – mehr ist die PDS nicht auf Landesebene.
Das muß nichts machen, wer liest schon Programme. Während die AfB aber wenigstens Namen vorzuweisen hat, fehlen der PDS schlicht die Persönlichkeiten. Selbst die mutmaßliche Spitzenkandidatin mußte ihren Namen gestern für die Presse buchstabieren – weil sie niemand kannte.
Man wird sehen, ob die PDS jemanden außerhalb ihrer 58 Mitglieder zur Kandidatur auf ihrer Liste gewinnen kann. Der Arbeiterkammer-Präsident Sörgel hat lieber auf Nummer sicher bei der SPD gesetzt. Und eine Frauen-Plakat-Kampagne, wie sie die PDS bei der Bundestagswahl für ihren Spitzenkandidaten Gysi gefahren hat, wird gegen die Frauenpartei in Bremen auch nicht funktionieren.
Für die PDS-Bundespartei ist Bremen also eine Fehlinvestition. Aber immerhin die billigste Möglichkeit, im Westen nicht ganz auf Tauchstation zu gehen. Klaus Wolschner
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