Das Portrait
: Lilly kehrt heim

■ Magdalena Kopp

Für die „Organisation des bewaffneten arabischen Kampfes – Arm der arabischen Revolution“ des international gesuchten Terroristen „Carlos“ sollte der Anschlag eine Bestrafung der proirakischen Zeitung Al Watan al Arabi in Paris werden. Für seine Freundin, das frühere RZ- Mitglied Magdalena Kopp, das jetzt den Deckname „Lilly“ trägt, wird die Aktion aber zum Flop. Zusammen mit einem Schweizer Genossen, Deckname „Luka“, sitzt „Lilly“ am 16. Februar 1982 in einem alten Peugeot mit auffällig neuen Kennzeichen in einer Pariser Tiefgarage. Als ein Wächter den Parkschein kontrollieren will, zieht „Luka“ eine Pistole. Er versucht zu schießen, aber die Waffen versagt. Es folgt eine wilde Verfolgungsjagd durch die Polizei. Die Fahrt endet in der rue Marbeuf, im Kofferrraum werden fünf Kilogramm Sprengstoff sichergestellt. Carlos ist außer sich wegen der Festnahmen. Er stellt der damals sozialistischen Regierung ein dreißigtägiges Ultimatum für deren Freilassung. Die Sicherheitsbehörden bleiben hart, Carlos setzt eine der schlimmsten Anschlagserien in Gang.

Magdalena Kopp, Ehefrau des Top-Terroristen Carlos Foto: taz-Archiv

Im April werden in Beirut ein französischer Botschaftsangehöriger und dessen Frau ermordet. Eine Woche später fliegt in Paris ein mit Sprengstoff gefüllter Pkw in die Luft: 68 Verletzte, ein Toter. Zuvor hatte die Carlos- Gruppe schon einen Anschlag auf einen Schnellzug bei Limoges verübt (fünf Todesopfer). Weitere Attentate folgen, auf das französische „Maison de France“ in Westberlin (ein Toter), auf einen TGV-Schnellzug (zwei Tote) und zuletzt auf den Bahnhof in Marseille (vier Tote). Lilly wird dennoch zu vier Jahren Haft verurteilt und am 4. Mai 1985 vorzeitig entlassen. Für einige Monate lebt sie bei ihrer Mutter in Ulm, bis eines Tages ein Gesandter von Carlos an der Haustür auftaucht. Über den Ostblock reisen beide nach Damaskus. Carlos und Kopp heiraten in der syrischen Hauptstadt, 1986 kommt die gemeinsame Tochter Rosa zur Welt. Papa Carlos wandelt sich zu dieser Zeit bereits auf Druck arabischer Regierungen mehr und mehr zum Pensionisten. Im vergangenen Jahr wird er von den sudanesichen Behörden an Frankreich ausgeliefert. „Lilly“ begibt sich im venezolanischen Caracas in die Obhut seiner Verwandtschaft. Wenig später wird Carlos' Stellvertreter Johannes Weinrich, Lillys früherer Freund, an die BRD ausgeliefert. Magdalena Kopp folgt – allerdings freiwillig. Wolfgang Gast