Mutige Männer meiden muntere Mark

■ Nach 900 Jahren wechseln auch Germanen ihre Währung. Teil 4 der taz-Serie übers Geld

Ein Vorläufer der heutigen Kunstwährung Ecu war sie für die Abendländer des Mittelalters, die Kölnische Mark oder auch die Venedig-Nürnberger Mark: Nirgendwo wurde anfangs eine Münze namens Mark geprägt, vielmehr diente die Mark als Rechengeld für die Umrechnung der zahllosen regionalen Fürstenwährungen, von Schillingen in Lot, Groten und Stüber, von Pfennigen in Grän. Schwer wog das Geld in früheren Zeiten. Kaufmänner schleppten pfundweise Gold und Silber mit sich herum. Was lag näher als das Geld in Gewichtseinheiten zu messen? Schon im 9. Jahrhundert maßen Skandinavier Metallbrocken in Mark. Seit dem 11. Jahrhundert wurde die Einheit auch im Römischen Reich deutscher Nation von den Nachfolgern Karls des Großen benutzt. Erst seit 1502 konnten die Bewohner der norddeutschen Hansestädte ein Münze namens Mark wirklich in Händen halten.

In der Reichsmünzenordnung von 1524 wurde die Kölnische Mark als Grundgewicht festgelegt, konnte sich aber gegen das etablierte Edelmetallgeld nicht überall durchsetzen. Sie war wertvoller als unsere Wirtschaftswundermark: 232 bis 235 Gramm Silber wog eine Mark und so blieb es bis ins 19. Jahrhundert.

Im bargeldlosen Zahlungsverkehr setzte sich ebenfalls eine Mark durch. Die 1619 gegründete Hamburger Bank buchte auf den Konten ihrer Pfeffersäcke die virtuelle „Mark banco“ hin und her. Andere deutsche Banken schlossen sich an, und so war der Weg frei für einen Kompromiß bei der Reichsgründung 1871: Weil die Preußen den Taler wollten, die Süddeutschen aber lieber bei ihren Gulden geblieben wären, machte die hanseatische Mark das Rennen. Drei Mark waren ein preußischer Taler, eine Mark hatte den Wert 1/1393 eines Pfundes Feingold. Nebenbei wurde mit der Unterteilung in 100 Pfennige auch das neumodische Dezimalsystem reichsweit eingeführt.

Damit hatte sich der alte nordgermanische Name bis an die Alpen durchgesetzt, und selbst Bayern und Schwaben blieben dabei. Die wechselhaften Zeiten spiegelten sich nur in den Namenszusätzen wieder: Nach Inflation und der ersten Währungsreform am 20. 11. 1923 hieß sie Rentenmark. Die Nazis ruinierten sie trotz ihres markigen Namens Reichsmark noch schneller als die Kaiser, nach der zweiten Währungsreform vom 21. 6. 1948 hieß sie Deutsche Mark. MIt der dritten Stufe der Europäischen Währungsreform wird die D-Mark abgeschafft, wahrscheinlich also 1999. Reiner Metzger