Retter vor dem großen Knall

■ Hamburgs Kampfmittelräumdienst wurden jetzt der Feuerwehr angegliedert / Noch über 2000 Bomben vermutet

Nie wieder Eugen. Der Kampfmittelräumdienst, bislang der Baubehörde von Eugen Wagner unterstellt, wurde zum Jahresbeginn der Feuerwehr angegliedert – die bis zur Gründung der Hamburger Innenbehörde ebenfalls dem Bauressort unterstand. Damit zusammenwächst, was zusammengehört.

Und weil man nun endlich im richtigen Laden arbeitet, die Wege kürzer sind und die BombenentschärferInnen sich jetzt problemlos der Ausrüstungsgegenstände der BrandbekämpferInnen bedienen können, „freut“ sich Hamburgs Obersprengmeister Manfred Schubert, „hier rüberzukommen“. Ansonsten ändere sich für seinen Kampfmittelräumdienst „fast gar nichts“. Die 24 MunitionsentsorgerInnen werden am Billbrookdeich 27 beheimatet bleiben und im Rahmen ihres 7 Millionen-Mark-Etats soviel Klein- und Großkalibriges entschärfen, wie sich nur auffinden läßt.

Denn nach Schätzungen des Räumdienstes lagern allein noch 2000 bis 2500 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Hamburgs Boden. „Eine tödliche Gefahr“, betont Schubert. Denn die Zündsysteme und Sprengstoff-Enthüllungen rosten im Erdreich langsam ihrer Auflösung entgegen – jederzeit kann es zum großen Knall kommen. Jedes Jahr detonieren in Deutschland durchschnittlich ein bis zwei Blindgänger ohne äußere Einwirkungen. Besonders im Hafenbereich zwischen Norder- und Süderelbe, in dem die Engländer einst flächendeckend Hamburgs Industrieanlagen bombardierten, vermuten die EntschärferInnen noch viele Zeitbomben.

Über 400 Mal rücken Hamburgs Explosions-Verhüterli jedes Jahr aus, um Munitionsfunde zu begutachten. Rund 15 bis 20 Bomben werden dabei entschärft und beseitigt. Doch Gefahr droht nicht nur durch die Fliegerbomben – auch verrottete Granaten und Minen können jederzeit hochgehen.

Die Erfolgsbilanz des Kampfmittelräumtrupps kann sich sehen lassen: Während seines 50jährigen Bestehens machte er rund 13.000 Brandbomben, 4600 Sprengbomben, 250.000 Granaten, 6000 Handgranaten, 2300 Panzerfäuste und mehr als 340.000 Kilogramm Gewehrmunition unschädlich.

Marco Carini