■ Mit dem Elektrobrocken auf du und du
: Wellen auf dem Harz

Berlin (taz) – Die Belastung durch Elektrosmog auf dem Harz ist höher als vermutet. „Aus internen Kreisen der Telekom“ hat Heinz Severitt vom Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz erfahren, daß die elektromagnetische Strahlung rund um den Sendemast sehr hoch ist – so hoch, daß laut den internen Informationen die geplante Aussichtsplattform neben dem Turm so nicht gebaut werden kann. „Menschen, die hier ins Freie treten, bekämen eine medizinisch unzumutbar hohe Feldstärkebelastung“, sagt Severitt.

Auch das geplante Hotel auf der Brocken-Kuppe ist damit laut Severitt in Frage gestellt. Zu den Messungen über die Feldstärke war von der Telekom gestern keine Stellungnahme zu erhalten – Neujahrsurlaub, und in der Zentrale standen die Telefone wegen der Proteste gegen die höheren Telefongebühren nicht mehr still. Die durch eine DIN-Norm vorgegebenen Grenzwerte für die Stärke des Elektrosmogs dürften schon in einiger Entfernung unterschritten werden. „Für das E-Mobilfunknetz ist der Sicherheitsabstand unter einem Meter“, so Fred Breit vom Forschungs- und Technologiezentrum Darmstadt, der auch für die Telekom den Elektrosmog an Sendeanlagen untersucht.

Auf dem Brocken stehen sechs Antennen für Fernsehkanäle, 17 Radiosender werden von dort über die norddeutsche Tiefebene verbreitet. Ein Ausbau auf 30 Rundfunksender ist geplant, so daß zur derzeitigen Belastung noch einiges hinzukommen wird. „An den inzwischen stillgelegten Parabolspiegeln auf dem benachbarten Torfhaus konnte man ungefähr die Abstrahlrichtung erkennen: dort hatten die Bäume keine Blätter mehr“, sagt Heinz Severitt.

Rundfunkwellen sind, ebenso wie die von Mobiltelefonen oder Richtfunk, elektromagnetische Wellen – das heißt, sie haben gleichzeitig ein elektrisches und ein magnetisches Feld, das sich mit einer bestimmten Frequenz verändert. Die Frequenz ist für jede Funkart eine andere. Der Gutachterstreit über die Schädlichkeit der verschiedenen Frequenzen für den Menschen und die Grenzwerte dauert an. rem