Im Paradies der Gangster

■ Michelle Pfeiffer hat einen neuen Job: In Dangerous Minds unterrichtet sie an einer High-School in einem Problemviertel

Die ersten Bilder sollen eine eindeutige Sprache sprechen. Und wenn auch ein Begriff wie „Bildersprache“ einiges an Abgedroschenheit mit sich schleppt, er korrespondiert gerade deshalb mit der Einfallslosigkeit und der kruden Symbolik, die Regisseur John N. Smith gleich am Anfang bemüht.

Zu Coolios Chartbreaker „Gangsta's Paradise“ begleitet die Kamera einen Schulweg afroamerikanischer Jugendlicher von ihrem eher heruntergekommenen Viertel aus bis hin zur Parkment Highschool, die inmitten eines grünen, freundlicheren und ruhigeren Stadtteils gelegen ist – hier wächst nur auf, wer Glück und wohlhabende Eltern hat. Die offensichtliche Differenz der Umgebung und sozialen Stände jedoch muß John S. Smith wohl noch immer als zu unmerklich erschienen sein, Bedeutung soll hier unter keinen Umständen dem Zufall überlassen werden, und darum wird das Zuhause der sozial Schwächeren in schwarz-weißen Bildern gezeigt; Farbe kommt erst mit dem Areal des oberen Mittelstandes ins Spiel. Damit wäre die Basis der Geschichte geklärt.

Erst einmal an der Schule angekommen, versichert uns die Kamera, daß wir hier richtig sind. Michelle Pfeiffer erscheint als die unerfahrene Lehrerin LouAnne Johnson im Bild, worauf wir sogleich Zeuge werden, wie ihr ausgerechnet die schwierigste Schulklasse gesellschaftlich Unterprivilegierter an eben dieser Highschool zugeteilt wird. Als ehemalige Soldatin weiß sich Johnson allerdings bald genug ihrer Haut zu wehren: „Ab jetzt ist jeder von euch so etwas wie ein Rekrut!“.

Wer die Gesetze des Starkinos kennt und vielleicht auch ein paar sozialkritische TV-Schul-Dramas gesehen hat, weiß genau, was in den nächsten knapp 1 1/2 Stunden passieren wird. Die anfänglichen Probleme der Lehrerin werden auf möglichst unkonventionelle Art gemeistert, damit am Ende und nach dramatischen Rückschlägen eine hoffnungsvolle Zuneigung die Schüler an die Lehrerin bindet. Der Star Michelle Pfeiffer wird als Lehrerin Johnson zum Idol und zur Freundin der Kids und Homeboys, die sich sonst eher den harten Kämpfen der Straße und der spektakulären Action im Kino verpflichtet zeigen.

Wenn das auch im Kino klappt, dürfte die Ausdehnung der Michelle-Pfeiffer-Fangemeinde auch auf diesen Teil der Jugendkultur gesichert sein.

Jan Distelmeyer Aladin, City, Grindel, Kino-Center, Hansa und Neues Cinema,