piwik no script img

Speckrollen als Geschenk des Himmels

■ Die Blendenden Schönheiten führen mit ihren Shows Womady und Ihr lacht! mit Witz und parodistischen Alltagsbeobachtungen raus aus der Sackgasse „Frauen-Kabarett“

Es war einmal ein Haufen frecher Frauen. Die verspürten den starken Drang, Witz und Kritik auf deutschen Bühnen zu präsentieren. Doch – o weh! – die angestrebte Kunstgattung war eine Männerdomäne. So gründeten sie das Netzwerk Frau und Kabarett, und seit nunmehr drei Jahren touren die Comedistinnen mit ihren FrontFrauen-Revuen durch die Lande. Doch ohne Stammbühne sollte es nicht weitergehen, bis an ihr Lebensende.

„Absolut großartig! Ein Knaller!“ Mit Eigenlob geizen die Macherinnen der neuen regelmäßigen Frauen-Comedy-Show Womady nicht. „Völlig normal“ fänden sie es, „wenn sich das Publikum schon Wochen vorher um Eintrittskarten reißen würde.“ Astrid Irmer alias Hertha Schwätzig, Pia Hoffmann und Ellen Strobel als Die blendenden Schönheiten, – sie alle arbeiten hauptberuflich als Kleinkünstlerinnen, und ihr Anliegen ist „die reine, gute Unterhaltung“. Weil ihnen der Begriff „Frauen-Kabarett“ auf die Nerven geht, wollen sie mit Womady dafür sorgen, „daß es irgendwann mal ganz normal ist, wenn Frauen auf der Bühne stehen“.

„Männer machen Kabarett, Frauen machen Frauen-Kabarett – das ist doch lächerlich“, sagt Astrid Irmer. Dennoch geht es bei ihrer Show auch um Emanzipation: Sie will den Leuten auf lustige Weise Mut machen, das rauszulassen, was in ihnen steckt: „Emanzipation heißt auch Befreiung.“

Vor sechs Jahren kreierte die 29jährige ihr „zweites Ich“ in der Figur der zaubernden Putzfrau Hertha Schwätzig. Neben dem geisteswissenschaftlichen Studium war das auch für Irmer selbst eine Befreiung: „Es ist wunderbar, als Hertha meine Speckrollen zu betonen und alles sagen zu dürfen.“ Wie es sich für eine Putzfrau gehört, zaubert Hertha vor allem aus praktischen Gründen und erleichtert sich damit die Arbeit. Ihre Darstellerin findet das „ein schönes Gegengewicht zum Glitzerzauber“.

„Daß Ellen und ich uns kennengelernt haben, ist ein Geschenk des Himmels“, sagt die 36jährige Pia Hoffmann, die Tänzerin und Modedesignerin war, bevor sie 1991 mit der drei Jahre jüngeren Ellen Strobel die Blendenden Schönheiten gründete. „Früher wollte ich immer, immer lustig sein. Jetzt ist die Unterhaltung mein Beruf, und privat lasse ich mich unterhalten, zum Beispiel von meinem Freund.“

In ihrer neuen Show Ihr lacht! präsentieren die Schönheiten überzeugte Häßlichkeit und parodistische Alltagsbeobachtungen mit heftig schriller Mimik und Gesang. Bei Womady gibt es Ausschnitte aus den aktuellen Programmen der Initiatorinnen. Außerdem treten jeweils zwei Überraschungskünstlerinnen auf.

Nele-Marie Brüdgam

Ihr lacht!: 4. bis 6.1., SchlapplacHHalde, 20.30 Uhr; Womady, ab 10. 1., jeden zweiten Mittwoch im Monat, Imperial-Theater, 20.30 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen