Ostfriesenjumbos im Einsatz

■ Rund 8.000 KurzurlauberInnen müssen per Flugzeug von den ostfriesischen Inseln geholt werden / Fährhäfen sind zugefroren Werder muß ohne Borowka auskommen

Es summt und surrt in der Luft über den ostfriesischen Inseln Juist und Wangerooge. Zehnsitzige „Ostfriesenjumbos“ starten und landen in kurzen Abständen, um gestrandete Silvester-Urlauber zum Festland auszufliegen. Seit dem 30. Dezember sind die Fahrrinnen und Häfen der Inseln zugefroren, der Fährverkehr ist eingestellt.

Eisiger Ostwind, Treibeis und Niedrigwasser haben Tausenden von Feriengästen ungewollt einen verlängerten Urlaub verschafft. Erst seit Mittwoch hat sich die Lage nach Angaben der Kurverwaltungen leicht entspannt. Ein Schiff mit Gästen ist aus dem Hafen von Wangerooge bereits wieder ausgelaufen.

Bisher sind insgesamt rund 3.500 UrlauberInnen als „Luftfracht“ nach Harlesiel, Norddeich und Wilhelmshaven-Mariensiel befördert worden. Je 4.000 UrlauberInnen hatten Silvester auf Wangerooge und Juist verbracht. „Die fliegen hier wie die Kamikazes“, schilderte eine Mitarbeiterin des Verkehrsvereins auf Wangerooge die ungewöhnlichen Flugaktivitäten. Wo sonst nur viermal am Tag Ferienflieger aus Harlesiel landen, seien pro Tag etwa 400 Leute „evakuiert“ worden – das bedeute 40 bis 50 Starts und Landungen pro Tag. Der Kurdirektor von Juist, Udo Gesang, spricht sogar von 75. Bis zum Sonntag werden nach seinen Angaben 3.500 Gäste Juist per Flieger verlassen haben.

Auf beiden Inseln herrscht wegen der zugefrorenen Häfen und des eingestellten Fährverkehrs keine Panik. Ärger habe es kaum gegeben, hieß es. Gastronomie und Läden seien auf derartige Situationen eingestellt, Versorgungsengpässe gebe es nicht. Lediglich auf Wangerooge sind Eier und Milch knapp geworden. „Wenn nicht einige gehamstert hätten, dann hätten wir auch davon noch mehr“, sprach eine Mitarbeiterin des Verkehrsvereins deutliche Worte.

Eisprobleme gab es auch auf einigen niedersächsischen Gewässern. So ist der Mittellandkanal zwischen Wolfsburg und Magdeburg auf einer Strecke von rund 100 Kilometern gesperrt. Schon seit dem 1. Januar ist der rund 110 Kilometer lange Elbeseitenkanal dicht, teilte die Wasser- und Schiffahrtsdirektion Mitte in Hannover mit. Nach Angaben des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bremen ist der Küstenkanal hinter Oldenburg nicht befahrbar. Auf der Hunte in Oldenburg und auf der Weser in Bremen sorgen Schlepper dafür, daß sich die treibenden Eisschollen nicht zu einer festen Eisdecke „vereinen“. Gerd Simberger, dpa