Das Portrait
: Ausgesorgter Altfall

■ Werner Münch

Soll als technischer Experte nach Uruguay: Werner Münch Foto: Marc Darchinger

Ein Versorgungsfall unter den Christdemokraten hat endlich ausgesorgt. Werner Münch, ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, soll als Experte für ein Entwicklungshilfeprojekt ins lateinamerikanische Uruguay gehen. Mit 2,5 Millionen Mark wird Bonn ihm dieses Projekt bei der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) für zwei Jahre finanzieren.

Münch war vor zwei Jahren durch die sogenannte „Gehälteraffäre“ arbeitslos geworden und hatte seitdem keinen neuen Job gefunden. Als Wessi-Import war er 1991 eigentlich nach Sachsen-Anhalt geholt worden, um eines der ärmsten der neuen Bundesländer aus der Misere zu retten. Er machte sich jedoch schnell einen Namen als „Sonnenkönig“ Werner I. und verstrickte sich immer wieder in Skandale. Der letzte, bei dem er gemeinsam mit fünf anderen Westministern die eigenen Gehälter um ganze 900.000 Mark aufstockte, besiegelte seine Rückkehr in die Heimatstadt Osnabrück und brachte ihm zusätzlich die Forderung des Verwaltungsgerichts Magdeburg ein, insgesamt 267.000 Mark an Gehalt zurückzuzahlen.

In Uruguay wird ihm ein Jahresgehalt von 200.000 Mark beschert, steuerfrei wohlgemerkt.

Der 1940 in Kirchhellen/ Westfalen geborene Christdemokrat machte zunächst bei der Bundeswehr Karriere bis zum Oberstleutnant. Er lehrte anschließend an der katholischen Fachoberschule in Osnabrück und avancierte sogar zum Präsident aller kirchlichen Fachhochschulen der Bundesrepublik. Als Vorstandsmitglied der CDU in Niedersachsen wurde er einige Male als Minister gehandelt. Von 1984 bis Ende 1990 saß er für die Konservativen im Straßburger Europaparlament.

Aus den zur Zeit um seine Person kursierenden Gerüchten hält sich Werner Münch noch heraus. Er habe sich weder an die Regierung noch an die ILO mit einer direkten Bewerbung gewandt. In Bonn heißt es aus gut unterrichteten Kreisen, Münchs Stelle als technischer Berater sei eigens für ihn erfunden worden. Bereits im Dezember 1995 wurde der Vertrag zwischen ILO und Bundesregierung schriftlich ausgehandelt.

Werner Münch sitzt zwar noch nicht auf gepackten Koffern, aber: „Wenn ich gefragt werden sollte, wüßte ich nicht, warum ich grundsätzlich abgeneigt sein sollte.“ Silke Stuck