■ ÖTV-Chef bremst das VW-Modell
: Gewerkschaftsbonze

ÖTV-Chef Kurt Lange will mit seinen Mitgliedern „flächendeckend“ Widerstand gegen die Einführung des VW-Modells im öffentlichen Dienst leisten. Denn wenn schon die Arbeitszeit um ein Zehntel verkürzt werden sollte, dann nicht auch das Gehalt um den gleichen Betrag, meinte er gestern. Mit einer solchen Haltung aber verhindert der Interessenvertreter dringende Einsparungen im öffentlichen Dienst – und bewirkt sogar das Gegenteil dessen, was er erreichen möchte. Die Arbeitsplätze jener 80.000 der 130.000 ÖTV- Mitglieder, die ihr Geld beim Land Berlin verdienen, drohen dann nämlich nicht nur zu einem Zehntel, sondern auf Dauer ganz verlorenzugehen.

Es muß verhindert werden, daß sich Berlins Schulden von heute 50 Milliarden Mark in dieser Legislaturperiode verdoppeln. Wird diese absehbare Entwicklung nicht gestoppt, kann schon in vier Jahren nicht einmal ein Kurt Lange Massenentlassungen aufhalten. Nicht nur in der Privatwirtschaft, auch im öffentlichen Dienst ist eine soziale Umverteilung der Arbeit ohne Lohnausgleich notwendig. Und zwar von oben nach unten: Vor allem Besserverdienenden muß ein Teil ihrer Arbeit weggenommen werden. Statt die Rolle eines vermeintlich unbesiegbaren Gewerkschaftsbonzen zu spielen, sollte Lange lieber sagen, an welcher Stelle die ÖTV bereit ist, die Umverteilung ohne Lohnausgleich mitzutragen. Dirk Wildt

Bericht auf Seite 24