Aus „Silvesterscherz“ wird rechtes Attentat

■ Brandanschlag auf Asylbewerberheim hatte rechtsradikalen Hintergrund

Berlin (taz) – Ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Wassertrüdingen bei Ansbach (Bayern) hat offensichtlich einen rechtsradikalen Hintergrund. Das ermittelte die Polizei in Ansbach wenige Tage nachdem sie den Anschlag als „Silvesterscherz ohne politischen Hintergrund“ bezeichnet hatte. In der Neujahrsnachtnacht zogen rund 25 Jugendliche durch die 6000-Einwohner-Gemeinde und schließlich vor das Asylbewerberheim, in dem 20 Ausländer untergebracht sind. Ein Teil der Jugendlichen ist der Polizei seit längerem als rechtsradikal bekannt. Sie warfen zunächst Knaller und Flaschen gegen das Haus. Zwei von ihnen, beide Maurerazubis, drangen dann durch eine Hintertür ins Treppenhaus. Dort zündeten sie Knallkörper und steckten damit zwei Kinderwagen in Brand. Das Feuer griff auf das Treppenhaus über, konnte von den Bewohnern aber noch gelöscht werden.

Die 16 und 17 Jahre alten Lehrlinge haben mittlerweile zugegeben, in das Haus eingedrungen zu sein und dort Böller geworfen zu haben, jedoch „nicht mit der Absicht, Menschen in Gefahr zu bringen“, wie Toni Spreiter, Sprecher der Polizeidirektion in Ansbach, versicherte. Er halte die Bezeichnung „Brandanschlag“ für übertrieben, das Ereignis sei „nicht so gravierend und nicht mit Mölln zu vergleichen“. Die Jugendlichen seien in der Silvesternacht durch den Ort gezogen und hätten die Asylbewerber „nur erschrecken wollen“. Alkoholgenuß und „der Meutedruck“, so Spreiter, hätten die Tatbereitschaft noch begünstigt. Mittlerweile hat sich bestätigt, daß die zwei Maurer Kontakte zur rechtsradikalen Szene haben. „Sie sind nicht in einer Organisation, bezeichnen sich aber als rechts“, erklärte Spreiter. Die beiden müssen mit einer Anzeige wegen fahrlässiger Brandstiftung und Hausfriedensbruch rechnen. Ein Haftbefehl liegt nicht vor. Die Staatsanwaltschaft in Ansbach, der die Akten übergeben wurden, will sich erst nach Durchsicht der Unterlagen zu dem Fall äußern. Silke Stuck