Arbeitslosigkeit vorbereitet

■ Was ist dran an der praxisorientierten Lehrerausbildung?

Was unter dem Deckmäntelchen „mehr Praxisorientierung in der Lehrerausbildung“ daherkommt, enttarnen GEW und DL als eine weitere Kürzungsmaßnahme, die als Reform verkauft wird. Ab Februar 1996 sollen Referendare durchschnittlich vier bis fünf ihrer zwölf Unterrichtswochenstunden an Schulen eigenverantwortlich erteilen. Die angehenden Grund-, Haupt- und RealschullehrerInnen sollen von Anfang an in die Klassen gehen, die für den Gymnasialbereich im zweiten Studienjahr.

„Gegen mehr Eigenverantwortung und mehr Praxisorientierung ist grundsätzlich nichts einzuwenden“, erklärt Hans-Peter de Lorent, „es kommt auf die Ausgestaltung an.“ Die Ausbildung könne nicht mehr qualifiziert begleitet werden, weil die Anleiter seltener mit im Unterricht sitzen und auf Fehler hinweisen oder Verbesserungsvorschläge machen können. Durch bedarfsdeckenden Unterricht der Referendare haben auch die Schulen das Nachsehen. Ihnen werden Lehrerstunden abgezogen.

Statt nach ihren Neigungen zu wählen, müßten die Referendare künftig an die Schulen, an denen ihre Fächerkombinationen gebraucht würden, so Gudrun Zimdahl, stellvertretende GEW-Vorsitzende. Waren sie bisher vier Wochen vom Unterricht freigestellt, um ihre Abschlußarbeit anzufertigen, ist das bei einem bedarfsdeckenden Unterricht nicht mehr möglich.

Das Paradoxe ist zudem, daß sie mit der neuen Regelung ihre eigene Arbeitslosigkeit vorbereiten. Die ohnehin geringen Einstellungs-chancen insbesondere im Gymnasial- und Berufsschulbereich tendieren gen Null, denn nach Berechnungen der Schulbehörde wird durch ihren Einsatz ein Kontingent von 180 Stellen frei. Die Hälfte dieses Potentials sollen die Anleiter der ReferendarInnen für Fortbildungen nutzen können.

Denkbar sei auch, daß ReferendarInnen als KlassenlehrerInnen eingesetzt würden, erklärt Zimdahl: Klassenreisen und Elternabende eigenverantwortlich vorzubereiten sei ja sinnvoll. Weil die ReferendarInnen jedoch während ihrer Ausbildung nach einem Jahr die Schulen wechseln, hätten SchülerInnen und Eltern keine wirkliche Bezugsperson. paf