Heilige Könige sind heute in Bremen unterwegs

■ Katholische Kinder aller Gemeinden gehen „Sternsingen“ und Spendensammeln / Tradition vor 15 Jahren wiederbelebt

Caspar, Melchior und Balthasar waren drei hartnäckige Gesellen: Schon im Jahre Null wanderten die drei Weisen aus dem Morgenland um die halbe Welt, um das neugeborene Jesuskind in der Krippe zu sehen. Das verrät uns die biblische Überlieferung. Damals freilich ahnte niemand, daß die „heiligen drei Könige“ Nachahmer finden würden, die auch 1996 noch durchs Land ziehen. Doch die stehen heute, pünktlich zum 6. Januar, dem Fest der Erscheinung oder dem Epiphaniastag, wieder auf der Matte: 250 als Könige verkleidete Jugendliche und Kinder klingeln an bremischen Haustüren.

Noch nähen Gemeindeschwestern und Familien an morgendländischen Gewändern, basteln Kronen und laden die Batterien für die Blinke-Sterne auf. Über dieses Engagement staunt selbst Wilhelm Tacke. „Vor 25 Jahren war der Brauch nämlich schon fast vergessen“, sagt der katholische Kirchensprecher. Erst vor 15 Jahren sei das „Sternsingen“ in Bremen, wie überhaupt in Deutschland, wieder aufgelebt. Mittlerweile beteiligten sich sämtliche katholischen Kirchengemeinden Bremens an dem Brauch.

Dabei hat die Kirche mit dem Sternsingen nicht unbedingt viel zu tun. „Als Brauchtum gab es das in Teilen Süddeutschlands immer, ganz ohne kirchliches Zutun“, sagt Tacke. In Süddeutschland beispielsweise seien Kinder schon immer singend von Haus zu Haus gezogen. Anders in Bremen, wo die Katholiken nur eine Minderheit von gut 50.000 Personen stellen, die den Brauch erstens lange nicht pflegte – und zweitens auch heute nicht einfach an jeder Tür klingeln würde. „Die Kinder sollen ja erwünscht sein und nicht vor Leuten stehen, die mit diesem Brauch nichts anfangen können“, sagt Tacke. Nur wer sich auf Listen in den katholischen Kirchengemeinden eingetragen hat, bekommt heute königlichen Besuch – inklusive Segen und Liedern. Sogar den Bürgermeister werden die Sternsinger besuchen – und wie von allen übrigen Besuchten Süßigkeiten und Spenden erwarten.

„Im letzten Jahr kamen allein in Bremen 44.000 Mark an Spenden zusammen“, sagt Tacke. Auch in diesem Jahr sei das gesammelte Geld für Kinder in Not bestimmt. Nach einem Beschluß des Kindermissionswerkes soll es vorwiegend an Entwicklungshilfeprojekte in Indonesien gehen. ede