In Wetter bewirtschaftet Veba das Rathaus

■ Das spart Geld: Die Stadt Wetter privatisiert das Management ihrer Gebäude

Wetter (taz) – Wetter wird Geschichte schreiben. Als erste Kommune in Deutschland läßt die im südlichen Ruhrgebiet liegende 30.000-Einwohner-Stadt die Verwaltung und Instandhaltung aller städtischen Gebäude in diesem Jahr von der Veba Immobilien AG (Bochum) durchführen. Für die mehr als 80 Objekte kassiert der Bochumer Immobilienriese, der selbst mit 130.000 Wohnungen zu den größten Wohnungsunternehmen der Republik zählt, in den nächsten zwei Jahren 1,7 Millionen Mark. Dafür kümmert sich das Privatunternehmen um die Instandhaltung des Rathauses ebenso wie um die Vermietung und Pflege der städtischen Mietshäuser und der Außenanlagen.

Das Belegungsrecht für die Wohnungen verbleibt ebenso bei der Stadt wie die Verantwortung für die Festsetzung der Miethöhe. Der Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre. Die Stadt spart durch dieses neue Privatisierungsmodell erheblich Geld. Schon im ersten Jahr sinken die Kosten nach Angaben von Stadtdirektor Cord Diekmann um 10 Prozent. Eine Einsparung um weitere 10 Prozent erwarten die Vertragspartner in den nächsten Jahren.

Nach fünf Jahren will die mit absoluter SPD-Mehrheit regierte Kommune entscheiden, ob der im Einvernehmen mit dem städtischen Personalrat zustande gekommene Vertrag mit Veba verlängert wird. Denkbar sei auch, so Diekmann, daß „wir danach die Aufgaben wieder selbst übernehmen oder andere Wohnungsbaugesellschaften zum Zuge kommen“. Die bisher zuständigen städtischen Bediensteten bekommen entweder in der Verwaltung andere Aufgaben oder sie wechseln auf Zeit – mit garantierter Rückfahrkarte – zu Veba. Hausmeister und Putzkräfte bleiben weiter Angestellte der Stadt.

Veba-Sprecher Erich Schruff sieht bei dem Modell „Vorteile für alle“. Kostengünstiger könne sein Unternehmen die Dienstleistung anbieten, „weil wir das professioneller machen“. Was kann Veba, was die Stadt nicht kann? Stadtdirektor Diekmann sieht vor allem bei der privaten Instandhaltung Kostenvorteile: „Die Veba kann für Handwerkerleistungen deutlich bessere Preise am Markt erreichen als wir.“ Das streng formalisierte öffentliche Ausschreibungsverfahren lege der Verwaltung enge Fesseln an und verhindere eine kostenoptimierende Auftragsvergabe. Hier seien die Privaten absolut im Vorteil.

Auch bei der systematischen Optimierung von Energiekosten oder der Betriebskostenabrechnung schlage sich die Erfahrung und die überlegene Datenverarbeitung des privaten Wohnungsgiganten in Kostensenkungen nieder. Zur Zeit arbeitet die Bochumer Immobilien AG, die selbst in Wetter etwa 300 Gebäude besitzt, ständig mit 600 Handwerksunternehmen zusammen. Weil die ortsansässigen Handwerker in Wetter um ihre bisherigen städtischen Aufträge fürchteten, wurde in dem Vertrag nach Darstellung von Diekmann eine „faire Beteiligung“ der örtlichen Unternehmen festgeschrieben. Walter Jakobs