Unterm Strich

Trau schau wem: Die in Deutschland geborene Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf, die 1992 mit dem Titel „Dame of the British Empire“ ausgezeichnet wurde, soll nach britischen Angaben ein begeistertes Nazi-Mitglied gewesen sein und Beziehungen zu den höchsten Kreisen des „Dritten Reichs“ gehabt haben. Wie der Londoner Daily Telegraph am Samstag berichtet, wird solches in einer von Alan Jefferson verfaßten neuen Biographie der in der Schweiz im Ruhestand lebenden 80jährigen Künstlerin behauptet.

Die Lebensgeschichte soll in der nächsten Woche veröffentlicht werden. Der Autor gilt als Vertrauter des verstorbenen Ehemanns von Elisabeth Schwarzkopf, des früheren Chefs der Plattengesellschaft EMI, Walter Legge. Nach Jeffersons Angaben soll die Sängerin 1935 Führerin der nationalsozialistischen Studentenvereinigung gewesen sein. Sie habe als Künstlerin einen kometenhaften Aufstieg in Berlin und Wien erlebt, ohne die übliche „Lehrzeit“ an Provinzbühnen durchlaufen zu müssen. Wie daraus nun eine begeisterte Anhängerschaft zu rekonstruieren ist, darauf darf man wohl gespannt sein.

„Als ihr an der Bühne in Berlin Wilhelm Rode, ein hoher Nazi, die Rollen verweigerte, die sie verlangte, ließ sie ihn stehen und machte fünf Filme für Propagandaminister Joseph Goebbels“, heißt es in der konservativen britischen Zeitung auf der Samstags-Titelseite. „Sie schloß sich 1940 der Nazi-Partei an und er-

hielt die Mitgliedsnummer 7 548 960.“ Nach dem Krieg habe sie zunächst jede politische Betätigung bestritten, sich aber später durch Anwälte für falsche Angaben entschuldigt.

Rolf Hochhuth hat offenbar seine Pläne für eine Mitarbeit an der Spitze des Berliner Ensembles aufgegeben. In einem Rundfunkinterview sagte er am Freitag in Berlin, er könne sich nach den jüngsten Auseinandersetzungen eine Zusammenarbeit mit der derzeitigen Leitung der Brechtbühne nicht mehr vorstellen. Nach dem Tod des künstlerischen Leiters Heiner Müller am vergangenen Samstag hatte Hochhuth seine Mitarbeit im Direktorium angeboten, was vom Berliner Ensemble abgelehnt und als pietätlos kritisiert worden war. Unabhängig von seinem Verzicht auf einen Führungsposten will Hochhuth weiterhin die Immobilie des Theaters für seine Ilse-Holzapfel- Stiftung erwerben.

Theatergeschäftsführer Peter Sauerbaum hatte kritisiert, Hochhuth hätte unmittelbar nach dem Todesfall Interesse am Erwerb der GmbH-Anteile Müllers bekundet. Hochhuth hat dies bestritten. Seit den Veröffentlichungen über diese Kontroverse hat sich Hochhuth nach Angaben Sauerbaums nicht mehr am Berliner Ensemble gemeldet.

Unterdessen wird in Stuttgart die Ilse-Holzapfel- Stiftung weiter überprüft. Das Stuttgarter Regierungspräsidium sieht kein Problem in dieser Konstruktion, solange nur das Grundstück mit einem Wert von 4,5 Millionen von den in New York lebenden Alteigentümern auf die Stiftung übergehe, sagte Referatsleiter Peter Zeisberger gegenüber dpa. Sollte die Stiftung jedoch eine Betriebsübernahme beabsichtigen, müsse sie dieses Anliegen vorbringen, was bisher aber nicht geschehen sei. Hochhuth war am Freitag nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.

Während das Berliner Ensemble und der Kultursenator sich weigern, vor der Beerdigung Müllers am 16. Januar über eine Nachfolge zu reden, wird weiterspekuliert. Dahlheim schließt aus, daß Müller per Testament einen Nachfolger bestimmt haben könnte. Ein künstlerischer Leiter bedürfe in jedem Fall der Zustimmung des Senats. Die Vererbung der GmbH-Anteile sei davon unabhängig.

Für die Beerdigung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof hat die Witwe gebeten, von Kranzspenden abzusehen.

Die Schauspielerin Maria Wimmer ist kurz vor ihrem 85. Geburtstag gestorben. Wie die Münchner Kammerspiele am Freitag berichteten, starb Wimmer am Donnerstag nach kurzer Krankheit in einer Klinik in Bühlerhöhe im Schwarzwald. Über das wahre Alter der Schauspielerin gab es verwirrend viele Angaben. Lange Zeit galt als Geburtsjahr 1914. Wimmer räumte aber in den letzten Jahren mehrfach ein, ihr tatsächlicher Geburtstag sei der 27. Januar 1911.