Männer, die prügeln, sollen ein Heim bekommen

■ Damit die geschlagenen Frauen zu Hause bleiben können. Doch fehlt's am Geld

Berlin (taz) – Politische Mühlen mahlen langsam. Daß sich diese Mühlen ebenso gemächlich für das erste Männerhaus in Deutschland drehen, ist für Elvira Buchwald, Leiterin des Amtes für Gleichstellung in Berlin-Mitte, eine Erfahrung, die sie seit vier Jahren macht.

Anne Klein, Senatorin im rot- grünen Senat, hatte ursprünglich diese Idee: Nicht die mißhandelten, vergewaltigten oder geschlagenen Frauen sollen gezwungen sein, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, sondern der gewalttätige Mann. Er könnte dann im Männerhaus Zuflucht finden, dort therapeutisch betreut werden und sich mit seiner Gewaltbereitschaft auseinandersetzen. Von der Wohnungsbaugesellschaft Mitte ist nun vor kurzem ein Haus zur Verfügung gestellt worden. Sechzehn Männer werden dort in Wohngemeinschaften oder Einzelzimmern für eine Zeit zwischen drei und neun Monaten leben.

Fehlt noch das Geld für die Sanierung des denkmalgeschützten Baus und die Betriebskosten. Die Gleichstellungsbeauftragte geht von einer Zusammenarbeit mit dem Männerprojekt „Mannsarde“ aus, das bisher eine ambulante Beratung für gewaltbereite Männer anbietet. Auch dem Paritätischen Wohlfahrtsverband hat Elvira Buchwald eine Kooperation angeboten, so könnte der Wohnraum auf unterschiedliche Träger verteilt werden.

Beim Senat hat sie 500.000 Mark zur Finanzierung des Projektes beantragt, doch außer Willensbekundungen noch keine konkrete Zusage erhalten.

An Einfällen mangelt es Buchwald nicht, um noch die eine oder andere Mark für ihr Projekt zu erkämpfen: Sie sucht Sponsoren für das Haus und denkt an eine programmatische Benefizveranstaltung mit Henry Maske.

In der intensiven Beschäftigung mit den Tätern sieht sie keine Vernachlässigung der Probleme der Frauen. „Unser Projekt soll ansetzen, bevor der Mann straffällig wird.“ Die Entscheidung des Täters, in ein Männerhaus zu gehen, hinge in diesem Fall vor allem von seiner eigenen Motivation ab. „In Deutschland gibt es im Gegensatz zu Amerika oder England immer noch kein Gesetz, das gewalttätige Männer vor die Alternative stellt: Verurteilung oder Anti-Gewalt-Trainig“, sagt Birgit Schweikert von BIG (Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt).

Häufige Therapieabbrüche und Einstellung von Ermittlungsverfahren gegen die Täter gehören daher immer noch zur Regel. Auch von anderen Frauenprojekten ist eher Skepsis zu vernehmen. „Solange die Gewalt gegen Frauen nicht gesellschaftlich geächtet wird, und zwar durch ein klares Gesetz, wird sich nichts ändern, auch nicht mit einem Männerhaus“, glaubt Vera Fritz von der Frauenhaus-Beratungsstelle. Der rechtliche Rahmen sei noch zu dehnbar, und nur die wenigsten Männer würden ihrer Meinung nach tatsächlich freiwillig in das Projekt gehen.

Andere Frauenhäuser fürchten vor allem, daß ihnen die finanzielle Unterstützung des Senats zugunsten des Männerhauses gekürzt werden könnte. Christine Bergmann (SPD), Senatorin für Arbeit und Frauen im Berliner Senat, versicherte jedoch gegenüber der taz, daß diese Angst unbegründet sei. Silke Stuck