Obacht, Ehrensache!

■ Bundesligisten nehmen sich vor, weiter nur je drei Ausländer mitkicken zu lassen

Berlin (taz) – Hut ab vor den Propheten von Bild am Sonntag. „Ein fauler Kompromiß bedeutet nur Chaos“ warnte das kompromißlose Blatt gestern noch, doch was half's? Am Nachmittag beschlossen die 36 Präsidenten der Erst- und Zweit-Fußballbundesligisten einstimmig ... einen „faulen Kompromiß“? Bis Saisonende sollen weiter nicht mehr als drei ausländische Akteure pro Spiel und Mannschaft eingesetzt werden. Nach jüngst ergangenem EU-Urteil ist der unbegrenzte Einsatz von EU-Ausländern möglich.

In der Branche glaubt man nun einen bemerkenswerten Fall von „Solidarpakt“ geschaffen zu haben. Es sei „Ehrensache“, die Saison so zu Ende zu bringen, wie sie begonnen worden sei, findet etwa Uwe Seeler, Präsident des HSV. Dabei hätten sich die Vereine an sportlichen Grundsätzen orientiert, um Verzerrungen im laufenden Wettbewerb zu vermeiden. Seeler sagt, er befürchte „keine Unterwanderung“ der Vereinbarung, da die Vereinschefs ihr Ehrenwort gegeben hätten. Einklagbar ist die Befolgung der Vereinbarung freilich nicht. „Ob es eine Standfestigkeit hat“, sagt daher Bayern-Präsident Franz Beckenbauer vorsichtig, „muß man abwarten.“ Heißt: Wenn einer den vierten Mann bringen will, kann er es tun. Und wird es tun. Ehrenwort hin, Branchensolidarität her.

Da die meisten Vereine sowieso nicht mehr als drei leistungsstarke ausländische Kräfte zur Verfügung haben, haben sie dem Drängen des DFB zunächst einmal nachgegeben. Der Verband, der bisher mit dem Prinzip des Aussitzens schlecht gefahren ist, will diese Marschroute noch nicht recht aufgeben. Dabei ist die EU-Klausel wohl noch das geringste Problem: Die wahre Solidarität der Branche wird erst bei der Neuregelung von Transfers und Fernsehgelderverteilung getestet. Zukunft, dein Name ist ... Chaos? pu