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KommentarLebendiger Lärmschutz

■ Keiner will im „Riegelbau“ wohnen

Die Neubau-Planung für die geräumte Kleingartenidylle am Weidedamm III war für Zeiten des Immobilien-Booms gemacht. Wer heute noch in der Lage ist, über 3.500 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche hinzublättern, überlegt sich vorher dreimal, ob das Angebot wirklich so bestechend ist. Im Zeifel muß es für den gleichen Preis auch wieder zu verkaufen sein, denn zu groß ist derzeit die Unsicherheit, ob man die Immobilie im Fall von Arbeitslosigkeit oder per „Solidarpakt“ erzwungenem Lohnverzicht selber halten kann.

Für die am Weidedamm geplanten Reihenhäuschen in direkter Bürgerparknähe scheint diese Sorge kein Problem zu sein. Wohl aber bei Eigentumswohnungen in dem so treffend wie abschreckend als „Riegelbau“ bezeichneten vierstöckigen Wohnblock zwischen den schönen kleinen Häuschen und der lauten Bahnstrecke Bremen-Hamburg. Wer will schon in einem Lärmschutzwall wohnen?

Offenbar nur, wer so arm ist, daß er sich allemal über eine billige Sozialwohnung freut, egal wo. Doch staatlich subventioniert werden im „Riegelbau“ nur 60 von 160 Wohnungen. Für alle anderen sind die Käufer nicht in Sicht, denn die haben auf dem eingebrochenen Immobilienmarkt überall die freie Auswahl. Bleibt das so, kreisen bald die Geier über dem kahlgeräumten Weidedamm.

Dirk Asendorpf

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