Kunden bunkern Stahl

■ In den letzten Monaten 1995 wurde viel weniger Stahl geordert als erwartet

Düsseldorf (dpa) – Deutsche Hüttenwerke haben im letzten Jahr 1995 etwa 2,5 Prozent mehr Stahl gekocht als im Vorjahr. Insgesamt produzierten sie 41,85 Millionen Tonnen. Das teilte die Außenstelle des Statistischen Bundesamtes gestern in Düsseldorf mit. Die Erzeugermenge für 1995 ist damit niedriger ausgefallen als noch zur Jahresmitte erwartet. Ein Ergebnis von mehr als 42 Millionen Tonnen, das noch im Herbst realistisch erschien, sei durch den Produktionsrückgang in den vergangenen drei Monaten nicht mehr zustande gekommen, begründete die Behörde den vergleichsweise geringen Zuwachs.

Hatte im 1. Halbjahr 1995 das Volumen noch um 7,4 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert gelegen, schrumpfte die Erzeugermenge im 2. Halbjahr um 2,3 Prozent. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf rechnet für 1996 wieder mit einem Produktionsrückgang auf rund 40 Millionen Tonnen. Eine neue Stahlkrise stehe gegenwärtig aber nicht ins Haus. Nach Einschätzungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts in Essen soll sich in der 2. Jahreshälfte die Investitionsgüterkonjunktur wieder verbessern und damit die Stahlnachfrage beleben.

In der Branche wird das Abflachen der Stahlkonjunktur auf die hohen Lagerbestände der Kunden und nicht auf eine Abnahme des Stahlverbrauchs zurückgeführt. Unternehmen wie Thyssen und Krupp-Hoesch antworten auf die geringere Nachfrage mit Kurzarbeit. So wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Dezember 1995 bedingt durch Kurzarbeit und Blockstillstände 18,7 Prozent weniger Rohstahl hergestellt als ein Jahr zuvor.