Sinkende Ozonwerte im Ostdeutschen Rundfunk

■ Kritisch und staatsnah: ORB-Umweltmagazin „Ozon“ sendet heute zum 100. Mal

Berlin (taz) – Brandenburgs SPD-Umweltminister Matthias Platzeck ließ es sich nicht nehmen, seine Weggefährten in den höchsten Tönen zu loben. Das Umweltfernsehmagazin „Ozon“ des Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB), das heute zum 100. Mal ausgestrahlt wird, verdiene „große Anerkennung“. Mit Ozon feiert eines der wenigen engagierten Umweltmagazine sein immerhin sechsjähriges Jubiläum. Die Sendung ist zugleich ein Stück Demokratie, daß die DDR-Opposition ihrem Staat 1989 abtrotzte.

Das Verhältnis der Ozon-Redaktion zur brandenburgischen Landesregierung schwankt heute zwischen Kritik und Anpassung – Ergebnis der ähnlichen Biographien der AkteurInnen. Der heutige Minister Platzeck, damals noch oppositioneller Umweltaktivist, war schon im November 1989 Studiogast der ersten speziellen Umweltsendung im DDR-Fernsehen. Diese hatten er und die späteren Ozon-JournalistInnen gemeinsam gegen DDR-Fernsehleitung und Stasi durchgesetzt. Bis zur Abwicklung des DDR-Fernsehens 1991 machte sich die Redaktion zweimal pro Monat einen Namen durch bissige Berichte über den Smog in ostdeutschen Städten, informierte über die Naturzerstörung in den Braunkohlerevieren und die Verseuchung von Bitterfeld.

Noch heute genießt das Magazin unter ostdeutschen UmweltschützerInnen den besten Ruf – wenn auch seit Übernahme in den ORB nur noch einmal monatlich gesendet wird. 1992 erhielt das fünfköpfige Ozon-Team den JournalistInnenpreis des BUND.

Mitunter aber nehme die Ozon- Redaktion zuviel Rücksicht auf die politischen Absichten von Umweltminister Platzeck, meint Burkhard Voß, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Brandenburg: „Das Magazin könnte seine Unabhängigkeit ausbauen und bissiger werden.“ Als Beispiel nennt er die seiner Meinung nach zu unkritischen Berichte über den von Platzeck befürworteten Bau eines Großflughafens in den brandenburgischen Wäldern rund um den Ort Sperenberg. Ozon-Redaktionsleiter Hartmut Sommerschuh hingegen meint: „Wir halten Distanz zum Ministerium.“ Hannes Koch