Doppeltes Löschfeuer

■ Ja König Ja sind die perfekte Band für einen herzlichen Abend im Café Keese

Es gibt Individuen in der taz-Redaktion, die behaupten, wir würden zuviel über Ja König Ja schreiben. Dabei schreiben wir nicht mehr über das Duo, als über jede andere bemerkenswerte Hamburger Band zuvor. Und bemerkenswert ist noch ein weicher Terminus für die Originalität der Gruppe. Wobei natürlich einschränkend zu sagen ist, daß ihre Größe wesentlich mit ihrer Singularität zu tun hat.

Denn das an dieser Stelle schon mit dem Etikett „intelligente Sesamstraße“ betitelte Paar hat mit dem Mut zur Naivität und Überrundung der Peinlichkeit mit Mutterwitz ein eigenes Kapitel geöffnet, das inflationär zitiert zum Seich würde.

Ja König Ja haben einfach die richtige Beleuchtung für Themen aus der Kinderstube des Geschmacks gefunden. Statt über Sex und schlaue Bücher, Diskurse und rasende Leichenbeschauung erzählen sie die Dinge des Lebens nach, die in ihrer schönen Banalität das Herz erfreuen, aber als Allgemeingut bisher unter den Bann der Dichtzunft-Correctness fielen.

Ihre Stücke heißen „Behutsame Zeilen“, „Tauschen, teilen, ziehen, gehen“ oder „Stadt im Sommer“ und die Texte umschnurren das Wohlgefühl wie lebendes Katzenfell. Dazu bemalen Ebba Durstewitz und Jakobus Siebels, die mit einem neuen Stück auf dem L'Age D'Or-Sampler Camp Imperial vertreten sind, Tassen und Teller zum Verkauf mit ihrem Namenszug und verstrahlen also auch ganz handwerklich den Charme von Enkeln der Tupperware-Generation, denen nichts herzlich genug ist.

Im Café Keese auf der Reeperbahn scheint also ein Konzert für diese Band perfekt gebucht. Hinter gelben Gardinen und vor der brennenden Ebene der Tischlampen und -telefone kann die sentimentale, ganz unböse Stimmung wie Löschwasser auf das Seelenfeuer fließen.

Wer die Bierpreise des Etablissements von seinen Eltern in Erfahrung gebracht hat, sei beruhigt: Die Preise werden der Band gemäß acklimatisiert. Till Briegleb

Mo, 15.1, Café Keese, 21 Uhr