Unterkühlte Eleganz gegen Frohsinn

■ Zum Hot Jazz Meeting kommt der 22jährige Saxophonist Teodross Avery

Wer angesichts eines „Hot Jazz Meeting“ bierdampfende Oldtime-Seligkeit im trübsten 70er-Stil erwartet – der liegt genau richtig. Namen wie Abbi Hübners Low Down Wizards, Barrelhouse Jazzband und die unverwüstliche Old Merry Tale Jazzband dürften garantieren, daß auch die diesjährige Veranstaltung zur Vollversammlung aller Frühschoppenfreunde wird. Doch da das CCH über mehrere Säle verfügt, kann man hoffen, daß der Ich-habe-einen-originellen-Bart-ich-bin-ein-origineller-Typ-Mob seinen unerschütterlichen Frohsinn im Saal 3 läßt, wo sich oben aufgezählte Formationen ihre seit Jahrzehnten kampferprobten Sets feiern lassen.

In Saal 1 und 2 gibt es zur selben Zeit nämlich richtige Musik. Da kann man die Virtuosität der bayrischen Organistin Barbara Dennerlein bewundern, den 74jährigen Tenorsaxophon-Stilisten Illinois Jacquet mit einer Big Band erleben und schließlich Bekanntschaft mit dem 22jährigen Teodross Avery schließen (falls man das nicht bereits letztes Jahr im Birdland getan hat).

Nun ist in letzter Zeit berechtigterweise Unmut geäußert worden über die kaum noch übersehbare Zahl dieser elegant gewandeten talentierten Newcomer im akustischen Jazz, und deren oft austauschbar klingenden Platten. Tatsächlich sind die meisten dieser Musiker wohl nicht mehr als kompetente Begleiter und mit der Rolle des Leaders eher überfordert.

Aber es gibt auch Ausnahmen und unter den Saxophonisten muß man nach Joshua Redman und James Carter unbedingt den 22jährigen Kalifornier Teodross Avery nennen. Auf seinem 1995er-Album „In Other Words“ überzeugt er nicht nur als Tenor-Spieler, sondern liefert auch neun makellose Eigenkompositionen, denen man das Kompliment machen muß, daß das unter sie gemischte „Edda“ von Wayne Shorter kaum heraussticht.

„Hot Jazz“ ist die Musik Averys übrigens beim besten Willen nicht, eher etwas unterkühlt vorgetragener Neo Bop im Stil der 90er. Umso gespannter darf man sein, was passiert, falls Avery tatsächlich in die nach Ablauf des regulären Programms angesetzte Jam Session aller beteiligter Musiker eingreift.

Detlef Diederichsen

Sa, 13. Januar, CCH 1 bis 3, ab 19 Uhr