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Buddha, Lenz und Muhammad

■ Die neue NDR-Hörspiel-Redaktion präsentierte ihr Programm

Wer mehr sehen will, muß hören. So könnte das Konzept der NDR-Hörspielredaktion lauten. Mit ihren drei wöchentlichen Zuhör-Sendungen (Mi., 20.15, Sa., 17.05, So., 21.05 Uhr) wollen die Programm-Macher sowohl unterhalten als auch Zugang zu Literatur und neuen, experimentellen Kunstformen vermitteln. Und das für ein breites Publikum, das laut Hörspiel-Leiterin Marion Fiedler, „immer weniger Zeit zum Lesen hat, sich manchmal übers Fernsehen ärgert und ein verstärktes Interesse für Hörspiele zeigt“.

Gestern stellten die altgedienten Hörspiel-Redakteurinnen Marion Fiedler und Sibylle Becker-Grüll ein neues Team und das Programm bis Juni 1996 vor. Dessen Schwerpunkt liegt diesmal im erzählerischen, literarischen Bereich mit Hörtexten von Siegfried Lenz, Hubert Fichte oder Irene Dische.

Daneben wies Fiedler besonders auf Produktionen von Stücken sehr junger Autoren hin. Muhammad Ali – A Thrilla in Manila von Andreas Erdmann und Leonhard Koppelmann (Jahrgang 1970 und '71), ein „sehr temporeiches Hörspiel mit viel Montage“ wird als Ursendung ausgestrahlt.

Mit ihrer neuen Reihe Abenteuer Innenraum will Becker-Grüll auf ein „spirituelles Grundbedürfnis“ reagieren. In den Beiträgen, die „zur Selbstbesinnung anregen“ sollen, geht es in dieser Saison vor allem um den Buddhismus.

Kurioses gibt es in der Speaker's Corner. Hauptsächlich monologisch angelegte Sprechstücke zeugen von exzentrischen Charakteren – eine literarische Form der Selbstdarstellung, die, so Fiedler, „nur im Radio machbar“ sei. Außerdem sendet der NDR wieder jede Menge Krimis von klassischen und jüngeren Autoren. Mit der Anschaffung eines neuen Studios und neuer Mitarbeiter wird es auch wieder mehr NDR-Eigenproduktionen geben.

Da der NDR-Hörfunk keine präzisen Einschaltquoten wie beim Fernsehen ermittelt, ist eine typische Hörerschaft schwer auszumachen. Doch wollen die Redakteure auch weniger spezielle Zielgruppen ansprechen, sondern eher das Hörspiel-Angebot in seiner Vielfalt präsentieren. Man sei sich darüber im klaren, daß Hörspiel nicht gerade die populärste Unterhaltungsform ist. Aber: „Es geht uns überhaupt nicht darum, mit dem Fernsehen zu konkurrieren“, sagt Fiedler.

Nele-Marie Brüdgam

Programmhefte kostenlos beim NDR (Hörspielabt., Rothenbaumchaussee 132, 20149 Hamburg)

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