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: Learning by duing

Darf ich an dieser Stelle ausnahmsweise mich persönlich ins Spiel bringen? Ich wurde einmal (ohne eigenes Zutun) zum Reserveoffizier der Kölner Karnevalsgesellschaft „Rote Funken“ ernannt, genauer: zum Oberleutnant, obwohl ich nachweisbar von Humor überhaupt nichts verstand. Ich verstehe aber eines seither: daß Qualifikation nicht zwingend die Voraussetzung dafür sein muß, ein ehrenvolles Amt übertragen zu bekommen.

Immerhin spornte die Auszeichnung an, den Witz im Leben ernster zu nehmen und lauter zu lachen als bisher. Und so darf ich heute stolz behaupten, daß ich durch die Ernennung sehr viel lustiger geworden bin, ja, um es bescheiden auszudrücken, mindestens so lustig wie Rudolf Scharping. Der wurde (ein Jahr nach mir) zum „Ritter des Goldenen Humors“ der Großen Hagener Karnevalsgesellschaft geschlagen, einer Witz-Vereinigung, die zwar gegenüber den „Roten Funken“ eigentlich nichts gilt, aber irgendwer mußte ja schließlich den Anfang machen, damit Rudolf das Lachen lernt.

Jetzt soll er offensichtlich schon wieder etwas lernen. Scharping wurde zum außenpolitischen Sprecher des Parteivorstandes ernannt. Learning by duing nennt man das, oder: Was ich nicht weiß, macht mich erst heiß.

Gut, einverstanden, unser Außenminister heißt Klaus Kinkel und kennt sich eigentlich auch besser rund um Hechingen aus als in der Welt. Aber muß man ihn gleich zum Vorbild nehmen? Im Elsaß hat man Scharping schon einmal gesehen, und in der Toskana. Auch war er nachweisbar in Washington und hat dort auf seine Art englisch mit dem Präsidenten gesprochen.

Aber reicht das aus? Nein, hat sich wohl der Vorstand der SPD gesagt und ihn darum ernannt. Wer nicht reisen will, muß eben dazu gezwungen werden, und wer nicht lachen will, wird zum Jecken gemacht.

Darf ich hier noch einmal in aller Bescheidenheit etwas Persönliches anmerken? Ich war schon öfters in der Toskana als er. Philipp Maußhardt