: Was will man mehr?
■ St. Paulis Zeugwart, Claus Bubke, erklärt, warum Megaperls „ein großer Scheiß“ sind und einiges mehr
Heute abend startet die Rückrunde im Profi-Fußball. Bis Mitte Juni werden wieder Woche für Woche blütenweiße Trikots auf Spielerkörpern durch die Stadien stürmen. Nach dem Spiel ist dann alles verdreckt und verschwitzt, manchmal auch kaputt. Und wer macht den ganzen Kram wieder sauber? Beim Zweitligisten FC St. Pauli füllt seit zehn Jahren Claus Bubke die Waschtrommeln. taz-Mitarbeiter Benjamin von Stuckrad-Barre sprach mit dem Zeugwart des Tabellenzweiten vor dem Duell beim Spitzenreiter VfL Wolfsburg (morgen um 15 Uhr). Über Megaperls, Stammplätze, naturweiße Stutzen und Angstschweiß.
taz: Wie wird man Zeugwart?
Claus Bubke: Ich war zuerst zwei Jahre lang Platzwart und dann ist der Zeugwart krank geworden. So kam das.
Beschreiben Sie doch bitte einmal Ihre Tätigkeit.
Morgens um sechs geht's los. Dann mache ich die Sachen fertig für's erste Training: Die Schuhe aus dem Heizungsraum holen und putzen, nach dem Training wird gewaschen. Anschließend kommt das ganze Zeug in den Tumbler, dann ist es trocken. Nach dem Nachmittagstraining nochmal genau dasselbe. Und dann ist der Tag zuende.
Sind Sie Fan oder würden Sie auch HSV-Trikots waschen?
Ganz bestimmt nicht. Ich wasche mit Leib und Seele St. Pauli-Trikots.
Werden Sie in der nächsten Saison Erstliga-Hemden pflegen?
Die Trikots sind ja immer dieselben, aber den Aufstieg schaffen wir – keine Frage.
Die Leibchen sind braun-weiß, färbt das nicht beim Waschen ab?
Nein, das ist ja alles aus Synthetik und nicht eingefärbt. Die besten Stutzen sind die von adidas, die sind nämlich naturweiß. Die von Puma sind eingefärbt und nach ein paar Waschdurchgängen werden die grau. adidas macht die besten Stutzen, die es überhaupt gibt.
Unterscheidet sich denn die Wäsche nach dem Training von der nach einem Spiel? Ist etwa Angstschweiß in der Spielkleidung?
Die Trainingsklamotten sind immer viel dreckiger. Der Trainingsplatz ist natürlich nicht in einem so gepflegten Zustand wie die in den Stadien. Außerdem geht es im Training noch viel härter zur Sache. Das ist ja auch ganz klar: Die Jungs wollen dem Trainer auffallen und einen Stammplatz kriegen.
Wessen Sachen sind denn immer am schmutzigsten?
Mit Abstand die der beiden Torwarte. Die fliegen ja dauernd in den Matsch.
Wer wäscht bei Ihnen zuhause?
Meine Frau. Allerdings fällt von mir nicht soviel an, da ich während der Woche immer Trainingsklamotten anhabe, und die wasche ich dann täglich selber.
Geben Sie und Ihre Frau sich gegenseitig Tips beim Waschen?
Och, Sie meinen jetzt bloß, weil der Schalke-Zeugwart in der Waschmittelwerbung sagt, er habe den Tip mit den Megaperls von seiner Frau bekommen? Meine Frau und ich sprechen eigentlich kaum übers Waschen.
Würden Sie denn selbst auch Werbung machen?
Warum nicht? Wenn die von Omo mich zum Beispiel fragen würden, wäre ich sofort dabei.
Sie müßten doch eigentlich den Überblick haben. Es gibt ja fast jeden Tag eine Neuheit auf dem Waschmittelmarkt.
Das meiste ist Blödsinn. Die Megaperls sind doch ein großer Scheiß.
Schon ausprobiert?
Nee, wir nehmen immer Omo, das ist am billigsten und wäscht alles sauber. Was will man mehr?
Viele Fußballer sind abergläubisch. Wird Ihnen nach gewonnenen Spielen zuweilen verboten, die Trikots zu waschen?
Nein, die Trikots müssen immer sauber sein. Aber abergläubisch sind die Jungs trotzdem. Seit dem Spiel in Düsseldorf (Pauli siegte 1:0; die Red.) tragen wir braun-weiß gestreifte Hemden, braune Hosen und blaue Stutzen. Seitdem sind wir ungeschlagen und werden diese Kombination bis zur nächsten Niederlage weiter tragen. Der Vizepräsident hat zwar gemeckert – es sieht ja auch unmöglich aus – aber wenn es hilft, bitteschön.
Alle Zeugwarte im Profifußball sind Männer. Warum eigentlich?
Wenn Spieler, Trainer, Masseure usw. alle in der Umkleidekabine sind, sind das knapp dreißig Mann. Das kann man doch von einer Frau wirklich nicht erwarten, daß sie dann zwischen den ganzen Männern rumläuft und die Wäsche macht.
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