Querrille

Howard Johnson's Nubia

Arrival

(Verve/Motor)

Heutzutage, da karrierebewußte Jazzer neoboppen, crossovern und sampeln, was das Zeug hält, rangiert ein Pharoah Sanders nur noch unter ferner liefen. Um so erfreulicher nimmt sich Howard Johnsons gelungene Hommage an diese Schlüsselfigur des Freejazz aus. Bezeichnend ist dabei, daß der scheidende Wahlhamburger mit seiner ersten Platte unter eigenem Namen auf das musikalische Vermächtnis eines Kollegen aufmerksam macht. Denn auch wenn Johnson als Ausnahmekönner auf der Tuba schon für wichtige Bandleader erste Wahl gewesen ist, hat er in seiner 30jährigen Laufbahn nie abgehoben.

Auf Arrival nun erklingt kein einziger Tubaton, es ist vielmehr eine große Bariton-Revanche geworden. Johnson setzt seine frappierende Überblastechnik, die perkussiven Klappengeräusche und alle erdenklichen Klangfärbungen so gezielt und kraftvoll ein, daß das tiefe Saxophon wie ein vollendet geführter Pflug seine Furchen zieht. Aus dem munteren Nubia-Septett ragen vor allem Flötistin Sarah Seidel und Johannes Bahlmann am Klavier heraus, der dem Spirit der Sanders-Hymnen Bodenkontakt verschafft. Lediglich das Schlußstück ist in seiner edlen Einfalt etwas zu schön geraten, um so wahr wie das gehaltvolle Gros dieser sympathischen Platte zu sein.

Andreas Schäfler