Das Warten hat (k)ein Ende

■ Nach fast einem Jahr Pause kann Büdi Blunck wieder spielen. Davon kann Mannschaftskollege Claus-Peter Krueger nur träumen: Seit Januar 1995 ist dessen linkes Bein knieabwärts gelähmt

Gegen den UHC klappte es am Dienstag abend schon wieder recht ordentlich. Fünf Tore erzielte Christian Büdi Blunck im ersten Spiel für den HTHC, seit der 27jährige elf Monate wegen eines Kreuzbandrisses ausgesetzt hatte. „Ich bin zufrieden“, sagte der 133fache Auswahlspieler. Die taz sprach vor seinem morgigen Bundesliga-Comeback gegen Schwarz-Weiß Köln mit dem Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, die 1992 olympisches Gold holte.

taz: Ihr Trainer Jost Miltkau sagt, Sie seien „sein Lothar Matthäus“. Was halten Sie von diesem Vergleich? Sie selber haben sich ja einmal mit Berti Vogts verglichen.

Christian Blunck: Er meint damit, daß jede Mannschaft eine Leitfigur braucht, einen der den Ton angibt und das Ganze in die Hand nimmt. Mit Lothar verglichen zu werden, finde ich angenehm, er ist ja zweifelsohne eine sehr große Führungspersönlichkeit im deutschen Fußball.

Sind Sie so etwas Ähnliches im Hockey?

Im kleineren Rahmen trifft der Vergleich schon zu. Ich habe meine Leistungsstärke im Verein und in der Nationalmannschaft gezeigt und gelernt, Führungsaufgaben zu übernehmen. Ich habe mir das nicht ausgesucht, sondern bin da rein gewachsen.

Wie hat es denn geklappt, als Sie nicht da waren?

Die Mannschaft hat nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben (auf dem Feld verpaßte der HTHC erstmals seit Jahren die Endrunde; die Red.). Einige haben bereits gedacht, sie wären die Größten. Mein Part im Team war nicht ganz unwichtig, deshalb denke ich, daß etwas gefehlt hat, auch wenn sich das jetzt blöd anhört.

Wie werden diejenigen auf Ihre Rückkehr reagieren, die den dicken Larry markiert haben?

Die kriegen einen auf den Deckel. Ich glaube aber nicht, daß es wirklich Probleme geben wird. So dramatisch ist das nicht.

Und wenn Ihre Leistung nicht stimmt?

Beim HTHC will ich erst einmal auf der Bank sitzen, ein paar Minuten mitspielen. Ich bin zur Zeit jemand, der die anderen entlastet, mehr noch nicht. Bis zur Endrunde sind noch vier Wochen Zeit, da kann ich noch eine Menge machen.

Und was ist mit der Nationalelf?

Zum nächsten Lehrgang Ende Februar bin ich eingeladen worden, der Bundestrainer hat mich auf der Rechnung. Wenn ich merken sollte, daß ich es nicht bringe, würde ich verzichten. Ich bin nicht der Typ, der versuchen würde, mit allen Mitteln im Kader zu bleiben, nur um zu den Olympischen Spielen mitfahren zu können. Das hängt aber ohnehin davon ab, ob ich wieder hundertprozentig fit werde. Atlanta ist mein oberstes Ziel.

„Ich werde nicht aufgeben“

Der 11. Januar 1995 war für Claus-Peter Krueger „kein besonders glücklicher“ Tag. Im Derby gegen Alster verletzte sich der Verteidiger des HTHC so schwer am linken Knie, daß der 30jährige bis heute nicht wieder spielen konnte. „Keinen Sport mehr treiben zu können ist das Schlimmste“, sagt der Sonderschul-Lehrer, dem es immer noch „weh tut“, sich Spiele seiner Mannschaft anzugucken.

taz:Was sagen Sie zu Büdis Comeback?

Claus-Peter Krueger: Ich finde es toll, daß er wieder spielen kann. Für die Mannschaft ist das sehr wichtig. Hoffentlich klappt es noch mit Olympia für ihn.

Wie geht es Ihnen selber?

Seit meiner Verletzung ist der sogenannte Peronaeus-Nerv im linken Knie eingeklemmt. Ich kann meinen linken Fuß nicht bewegen. Ohne meine Beinschiene würde der nur herunterhängen, und ich könnte nicht länger als zehn Minuten gehen. Auf das Sprunggelenk habe ich keinen Einfluß, meine Motorik ist gleich null. Mein Fall ist sehr selten, viele Ärzte kannten das gar nicht, ehe ich zu ihnen kam.

Bei wie vielen Medizinern waren Sie denn schon?

Ich renne von Arzt zu Arzt, vielleicht 14 oder 15. Ich habe die Schulmedizin inzwischen verlassen. Akupunktur habe ich schon ausprobiert, zur Zeit gehe ich zu einem Homöopathen. Demnächst will ich zu Professor Klümper (er kurierte HSV-Stürmer Karsten Bäron; die Red.) nach Freiburg fahren, dann noch in die Schweiz. Der Nerv soll sich wieder regenerieren. Das kann bis zu fünf Jahre dauern, haben die Ärzte gesagt.

Und was meinen Sie?

Das Bein könnte ruhig taub sein, die Motorik soll nur wieder anfangen. Ich will noch einmal mit dem HTHC in der Bundesliga spielen. Wenn ich von der Tribüne aus zuschaue und das Spiel läuft, denke ich oft „wie kann das nur sein?“ Du kannst aber nichts machen. Da steckt eine gewisse Fassungslosigkeit hinter. Aber aufgeben werde ich nicht. Fragen: C. Gerlach